Name: |
Tokyo Home |
Englischer Name: |
– |
Originaltitel: |
Tokyo Home |
Herausgebracht: |
Frankreich: Kana 2010
Deutschland: Tokyopop 2011 |
Autor: |
Thierry Gloris / Cyrielle Claire |
Bände: |
Einzelband |
Preis pro Band: |
14,95 € |
Story
Julie Wallon ist 17 Jahre alt und reist mit nichts als einem Koffer von Frankreich nach Paris. Nach einer Kurzschlussreaktion und einem heftigen Streit mit ihrer Mutter, hat sie sich einfach in das nächstbeste Flugzeug nach Tokyo gesetzt, um bei ihrem Vater Jean-Raymond einen Neuanfang zu wagen. Dieser lebt schon seit Jahren in der quirligen Großstadt und arbeitet als Modedesigner und Schneider, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hat.
Doch schon der erste Tag in Tokyo wird für Julie zu einer Katastrophe, denn ihr Vater holt sich nicht wie vereinbart vom Flughafen ab, so dass Julie vollkommen auf sich allein gestellt ist. In einer Stadt, in der sie weder die Sprache spricht, noch die Hinweisschilder lesen kann, begibt sie sich auf die abenteuerliche Reise ans andere Ende der Stadt zum Haus seines Vaters.
Auf dem Weg dorthin lernt sie die Wrestlerin Kyoto kennen, die in kompletter Montur (sprich fantasievoller Anzug, Maske etc.) in derselben Bahn sitzt wie Julie. Zu Beginn wagt Julie es kaum, zu atmen, doch schon bald entdeckt sie, dass Kyoto der französischen Sprache mächtig ist. Überglücklich endlich jemanden gefunden zu haben, freunden sich die beiden an und Kyoto hilft Julie dabei sich durch das verwirrende Bahnnetz Tokyos hindurch zu winden. Nach einer wahren Odyssee erreicht Julie endlich das Zuhause ihres Vaters, der ihre Ankunft vor lauter Arbeitsstress vergessen hat. Nach Jahren begegnen sich die beiden wieder und Julie offenbart dem verdutzten Jean-Raymond, dass sie nicht nur für wenige Wochen, sondern für immer in Tokyo bleiben möchte. Sie ist fest entschlossen nie mehr nach Frankreich zurück zu kehren und schließlich akzeptiert Julies Vater ihre Entscheidung.
Für Julie beginnt ein neues Leben, jedoch ist ihr Aufenthalt an einige Regeln gebunden. Ihr Vater verlangt, dass sie schnellstmöglich die japanische Sprache erlernt und schreibt sie an einer internationalen Schule ein, in der vorwiegend französisch unterrichtet wird. Julie kommt in eine neue Klasse und findet schnell neue Freunde, zeitgleich jedoch auch Feinde, denn sie ist dem bis dahin beliebtesten Mädchen der Schule ein Dorn im Auge, zumal Julie sich auch noch mit dem hübschesten Jungen anfreundet. Dennoch fällt es Julie schwer sich mit der neuen Sprache und dem neuen Lebensstil anzufreunden. Sie erkennt schnell, welche japanischen Klischees der Wahrheit entsprechen und welche einfach nur unsinnig sind. Doch mit Hilfe ihrer Freunde und eines Studenten, der ihr Nachhilfe in der japanischen Sprache gibt, fühlt sich Julie schon bald wohl in Tokyo.
Doch ihr altes Leben und der Grund für ihre überstürzte Flucht aus Paris holt sie wieder ein, als ein Brief ihres Ex-Freundes aus Frankreich bei ihr ankommt. Urplötzlich muss sie sich entscheiden, ob sie in Japan bleiben will, oder ihrem Ex-Freund eine neue Chance einräumen will…
Eigene Meinung:
„Tokyo Home“ ist eine schön aufgemacht Graphic Novel, die von den französischen Künstlern Thierry Gloris und Cyrielle Claire stammt. Erzählt wird die Geschichte der jungen Julie, die ein neues Leben in Japan beginnt und den Leser mit auf eine Reise in ein kulturell vollkommen anderes Land nimmt. Die beiden Künstlerinnen stürzen sich bei der Umsetzung des Themas auf nahezu jedes Klischee, mal bestätigen sie es, mal widerlegen sie es. Der Leser reist gemeinsam mit Julie durch ein fremdes Land, das in vielen Punkten ganz anders ist als Deutschland oder Frankreich. Dabei wird nicht nur auf die Sprachbarriere Bezug genommen, sondern auch auf die vielen kleinen Probleme, die Julie jeden Tag erwarten. Insgesamt ist die Geschichte dennoch recht simpel gestrickt. Wer den französischen Manga „Lou“ kennt, fühlt sich an einigen Punkten ein wenig daran erinnert, zumal die Liebesgeschichte, die in „Tokyo Home“ erzählt werden, denen von „Lou“ recht ähnlich sind. Zudem wirkt gerade die Liebes – Thematik ein wenig aufgesetzt und zu schnell abgehandelt. Es wäre schöner gewesen, wenn sich die Künstlerinnen hierfür mehr Zeit gelassen, oder gänzlich darauf verzichtet hätten.
Zeichnerisch ist die Graphic Novel gut gelungen. Sicherlich ist es für einen Mangaleser zunächst erst einmal gewöhnungsbedürftig und insgesamt kommt „Tokyo Home“ nicht an französische Comics wie „Lou“ oder „Freaks Squeele“ heran. Die Künstlerinnen arbeiten mit einem niedlichen, kindlichen Comicstil, der durch die Kombination von Bleistift und Aquarell besticht. Teilweise wirken die Panele ein wenig unsauber, doch das passt gut zum Gesamteindruck von „Tokyo Home“. Hintergründe sind selten vorhanden, zumeist sind die Panele weiß oder leicht schraffiert. Nur selten präsentieren Gloris und Cyrielle dem Leser ausgearbeitete Stadtansichten oder Szenerien.
Insgesamt ist „Tokyo Home“ eine schön aufgemachte Graphic Novel, die durch schlichte, ungewöhnliche Zeichnungen und eine leicht verständliche Story besticht. Viel Inhalt und eine actiongeladene Handlung, darf man nicht erwarten, „Tokyo Home“ ist vielmehr eine Homage an Japan und die japanische Kultur, ohne dass Thierry Gloris und Cyrielle Claire ihre eigenen Wurzeln vergessen. Wer sich für Comics und Graphic Novels interessiert und ein bisschen mehr über die japanischen Traditionen erfahren will, sollte einen Blick riskieren. Wirklich neu sind die Informationen über Japan nicht mehr, jedoch gelingt es Thierry Gloris und Cyrielle Claire sie sehr amüsant und liebevoll in Szene zu setzen. Zu empfehlen…
© Koriko
Lou!: © 2010 Thierry Gloris / Cyrielle Claire, Kana / Tokyopop