Der Gourmet
Name: | Der Gourmet |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Kodoku no Gourmet |
Herausgebracht: | Japan: Fusosha 1997 Deutschland: Carlsen 2014 |
Mangaka: | Story: Masayuki Kusumi Zeichnungen: Jiro Taniguchi |
Bände: | 2 Bände |
Preis pro Band: | 14,90 € (Band 1) bzw. 12,90 € (Band 2) |
Story & Eigene Meinung
„Der Gourmet“ folgt dem Lebensweg eines Klein-Unternehmers durch dessen Mittagspausen. In 18 Episoden streift der Protagonist durch Japan (meist durch wechselnde Stadtviertel Tokyos) auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit. Gerne lernt er neue Lokalitäten kennen, immer wieder führen ihn seine Füße aber auch zu bekannten Gaststätten. Ob Sushi-Bar, Bio-Restaurant, Oden-Bude oder Schnitzelsandwich-Kaufhaus, überall lässt er sich nieder, wo ihm das Äußere Gaumenfreunden verspricht. Notfalls muss auch mal ein 24-Stunden-Mart herhalten.
Ein genauer Beobachter ist er, Inagashira, der lange namenlos bleibt. Und wieder nehmen Jiro Taniguchis weiche Zeichnungen die Eile aus jeder Geschichte. Die Optik strahlt eine Ruhe aus, die in „Der spazierende Mann“, einem anderen Werk Taniguchis, der Tongeber par excellence war. Nicht ganz so gemächlich geht es nun hier zu. Immerhin hat der Mann Hunger und dann muss es schnell gehen. Aber so einfach die erstbeste Fressbude soll es dann auch nicht sein. Schnell nimmt der Mann verschiedenste Informationen zu den Lokalen in seiner Nähe auf, wägt sie ab und entscheidet sich. Nicht immer soll sich diese Entscheidung als gut herausstellen. Aber immer wieder passiert es auch, dass selbst der notorisch auswärts essende Junggeselle überraschend Neues entdeckt.
Sushi, Tofu, vielleicht noch Ramen, Soba und Okonomiyaki: Für Europäer sind dies die Stichworte, die genannt werden, wenn es um japanische Gerichte geht. Für den Großteil der Menschen hierzulande ist die japanische Küche ein Böhmisches Dorf. Wenigen ist es bewusst, dass es neben den (in Japan nicht anders als in Europa) teuren Delikatessen wie Sushi auch noch eine große Palette an japanischer Hausmannkost gibt. Fernab von Ladenstraßen mit Fastfood-Schuppen bilden kleine, meist inhabergeführte Lokale ein Herzstück der japanischen Kochlandschaft. Führt man sich diesen Hintergrund vor Augen, ist „Der Gourmet“ nicht einfach nur als Graphic Novel, sondern auch als Aufklärungsbuch zu verstehen. Und aufgeklärt wird man wirklich, denn der junge Mann, der sich durch Japans Metrople(n) futtert, tut dies nicht einfach nur so. Er lässt den Leser durch seine Gedanken teilhaben am Essen.
Sicherlich: Der Durchschnittsleser wird mit den Kommentaren des Protagonisten hinsichtlich Besonderheiten dieser oder jener Zubereitung wenig anfangen können, womöglich noch nicht einmal eine Idee haben, wie bestimmte Gerichte überhaupt schmecken oder schmecken sollen. Und natürlich ist es klar, dass hiesige Leser im Gegensatz zum japanischen Publikum nicht mal eben die vorgestellten Locations aufsuchen könnten – falls diese heute noch existieren, der erste Band entstand immerhin bereits in den 1990er-Jahren. Nichtsdestotrotz machen die Erlebnisse des Mannes im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf japanische Küche in allen ihren Facetten. Das ist das Verdienst des Bandes und sicherlich auch der Hintergrund des Verlags ihn hierzulande zu publizieren. Als Vorgeschmack auf die eigentlichen Episoden gibt es im ersten Band noch einen Artikel „So schmeckt Japan“ von Tagesspiegel-Redakteur Lars von Töne, in beiden Bänden jeweils ein Glossar mit den auftauchenden Nahrungsmitteln sowie ein Nachwort des Autors Masayuki Kusumi.
In diesem Sinne: Wohl bekomm’s!
© Rockita
Der Gourmet: © 1997 Masayuki Kusumi, Jiro Taniguchi Fusosha / Carlsen