Tränen im Schlaf
Name: | Tränen im Schlaf |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Namida mo Tooku – Aonibi no Nemuri |
Herausgebracht: | Japan: Libre 2009 Deutschland: Tokyopop 2012 |
Mangaka: | Rie Honjoh |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 6,95 € |
Story:
Der junge Arzt Otori ist für einige Zeit in einem Rotlichtviertel eingesetzt, um dort Berufserfahrung zu sammeln. Anschließend möchte er mit seinem Professor und zukünftigen Schwiegervater nach Deutschland reisen, um sich dort beruflich weiterzuentwickeln. All diese Pläne geraten ins Schwanken, als er den begehrten Prostituierten Shiki behandelt, der von einem Kunden leicht verletzt wurde. Im Laufe der Zeit lernen sich die unterschiedlichen Männer besser kennen und Otori kann sich Shikis Charisma kaum entziehen. Obwohl er von einem befreundeten Arzt gewarnt wird, sich nicht auf ein Spiel mit einem Prostituierten einzulassen, verfällt Otori Shiki immer mehr. Als er ihn schließlich für eine Nacht bucht, gibt es keinen Weg zurück. Auch Shiki erkennt, dass sich Otori mehr und mehr in ihn verliebt, zögert jedoch, da er vor einiger Zeit von einer eifersüchtigen Frau beinah erstochen worden wäre, deren Mann ihn freikaufen wollte. Als sich Otoris junge Verlobte hilfesuchend an den besten Freund ihres zukünftigen Mannes wendet, löste sie damit ungewollt eine Katastrophe aus …
Die zweite Geschichte „Sich lösende Herzwärme“ handelt von dem jungen Chirurgen Shinobu, der unerwartet seinen ehemaligen Senpai Washizaki operieren muss. Die beiden haben sich mehrere Jahre nicht gesehen und trennten sich auf nicht ganz angenehme Art und Weise. Wird Shinobu seinen ehemaligen Freund operieren können, oder werden die Ereignisse in ihrer Vergangenheit in einer Katastrophe münden?
In der letzten Geschichte „Der verführerische Prinz“ geht es um den jungen Araber Zaido, der zwecks Brautschau für einige Zeit in Japan ist. Doch anstatt sich nach einer Frau umzusehen, fällt seine Wahl auf seinen Schulfreund Noriaki, der mit der überschwänglichen Art des Arabers zunächst wenig anfangen kann …
Eigene Meinung:
Der Einzelband „Tränen im Schlaf“ gehört grob zu Rie Honjohs Manga „Silberner Schmetterling“, der bereits im Sommer bei Tokyopop erschienen ist. In beiden Mangas spielen die Geschichten rund um die männlichen Prostituierten in einem postapokalypthischen Japan und es gibt sogar Hinweise auf die jeweiligen Figuren der anderen Geschichten. So wird in „Tränen im Schlaf“ durchaus das Edelbordell Suitenkaku und die dortige Nummer Eins Gincho erwähnt, wenngleich die Personen nicht direkt in Erscheinung treten.
Die Geschichte ist nicht unbedingt neu, jedoch entwickelt sie sich anders, als man es von Rie Honjoh gewohnt ist. Schon nach kurzer Zeit weiß man, dass ein Happy End im normalen Sinne nicht möglich ist. Das macht „Tränen im Schlaf“ durchaus interessant, wenngleich man aus der Grundidee mehr hätte machen können. Leider kratzt sie nur an der Oberfläche, da gerade das Leben im Rotlichtviertel nur angedeutet und in einigen wenigen Szenen präsentiert wird. Auch die Charaktere, die insgesamt ein wenig ernster wirken, hätte man mehr Tiefe verleihen können. So wird nicht ganz klar, warum Otori sich auf einmal in Shiki verliebt und wie dessen Hintergründe eigentlich sind. Rie Honjoh verschenkt an dieser Stelle einige Möglichkeiten, die Geschichte aus der breiten Masse hervorzuheben.
Die beiden Kurzgeschichten verstärken diesen Eindruck noch, da sie typisch für Rie Honjoh sind. Da sie stereotyp und nur ein Aufguss ihrer bisherigen Kurzmanga sind, bleiben sie kaum in Erinnerung. Es wäre weitaus schöner gewesen, wenn sie stattdessen noch zwei Kapitel um Shiki gezeichnet hätte, immerhin endet seine Geschichte relativ offen.
Zeichnerisch ist „Tränen im Schlaf“ solide und hübsch anzusehen. Wie von Rie Honjoh nicht anders zu erwarten, beherrscht sie ihre Kunst und weiß genau, wie sie die Figuren in Szene setzen muss. Sowohl die normalen, als auch die erotischen Sequenzen sind überzeugend, stilsicher und gut gezeichnet. Hin und wieder mangelt es an Hintergründen, doch insgesamt kann sich der Leser gut in die Zeit und die Örtlichkeiten hineinversetzen.
Für Fans von Rie Honjoh ist „Tränen im Schlaf“ ein Muss, Boys Love Fans sollten zumindest einen Blick riskieren, da die Haupthandlung in eine ganz andere Richtung strebt, was durchaus interessant und vielversprechend ist. Leider verschenkt die Künstlerin einiges an Potenzial, so dass der Manga lediglich eine nette Zwischenlektüre bildet. Wer die Zeichnungen mag und der erotischen Natur ihrer Werke nicht abgeneigt ist, sollte dem Werk eine Chance geben.
© Koriko
Tränen im Schlaf: © 2009 Rie Honjoh, Libre Publishing Co.,Ltd. / Tokyopop