CosDay² 2015 – Bühnenprogramm
Bühnenprogramm vom Samstag, den 27. Juni
Wer den Widrigkeiten beim Einlösen der (E-)Tickets und den gefühlt kilometerlangen Schlangen auf dem Gelände der Con erfolgreich getrotzt hatte, konnte als Lohn am Samstag ein reichhaltiges Bühnenprogramm genießen. Gar keine schlechte Alternative bei dem eher mauen Wetter am ersten Con-Tag!
Los ging es gegen halb elf mit der offiziellen Eröffnungsveranstaltung zum Jubiläums-CosDay². Hier stellten zwei Mitglieder der Orga, die in Goku- und Vegeta-Kluft mit silberblauen Haaren unverkennbar vom Fieber der jüngsten „Dragonball“-Veröffentlichungen ergriffen waren, das Programm der nächsten beiden Tage und die Ehrengäste vor. Leider wirkten die flapsig auftretenden Moderatoren nicht besonders gut vorbereitet und leisteten sich einige Patzer: So hatte sich unter anderem nicht bis zur Orga rumgesprochen, dass statt dem erwarteten japanischen Generalkonsul Takeshi Kamiyama dessen Stellvertreter Tsunoda vor Ort war. So wurde gleich der erste Ehrengast falsch angekündigt. Herr Tsunoda klärte das Missverständnis unbeirrt und sprach in seinem Grußwort über den Zusammenhalt der Anime- und Manga-Szene sowie seine persönlichen Manga-Vorlieben – dies unter spontanem Beifall für die Nennung der Fanfavoriten „One Piece“ und „Attack on Titan“ sowie die Kritik an ständigen Anime-Wiederholungen im deutschen Fernsehen. Ein Mann am Puls der Fans!
Auch ein Vertreter der Hobbyfilmer von Applewar Pictures gab sich die Ehre, um auf das eigene Programm aufmerksam zu machen, während darauf verwiesen wurde, dass Horrorkissen zur gleichen Zeit bereits auf der zweiten Bühne im Untergeschoss des Baus performte, und dass am Abend als Highlight noch ein großes Konzert der Hardrocker von unSayn anstünde. Mit der Ankündigung des im Conheft besonders stolz präsentierten Stargasts Tommy Krappweis (Erfinder von Bernd das Brot und erfolgreicher Filmemacher) zeigten die Moderatoren dann leider noch mal ihr Desinteresse am eigenen Programm: Weder war der Gast zur Vorstellung im Saal, noch kannte ihn das Duo auf der Bühne gut genug, um seinen Namen oder seine Werke unfallfrei dem Publikum zu vermitteln. Zum Glück rettete der Komiker Shinji Schneider den peinlichen Moment sogleich, als er locker und unterhaltsam auf seine beiden anstehenden Auftritte nach einem Jahr unfreiwilliger CosDay-Pause hinwies. Insgesamt ein interessanter Einstieg in den ersten Con-Tag – doch von den Moderatoren, die durchs Programm führen sollen, sollte man schon bessere Organisation und mehr Interesse an den eigenen Gästen erwarten dürfen. Bitte bis zum nächsten Jahr nachsitzen, liebe Orga!
Den ersten richtigen Programmpunkt markierte um 11:30 Uhr die Showgruppe Insert_Name. Die mit bis zu 20 Leuten im Ensemble stattliche besetzte Truppe präsentierte ihr Stück zum chaotischen Anime „Tengen Toppa Gurren Lagann“ und schrieb sich als Motto „Die vergessene Geschichte“ auf die Fahnen. Die Handlung drehte sich um ein verletztes Harpienmädchen, das unsere Heldentruppe aufliest, und das nicht nur wegen seiner Herkunft für Misstrauen sorgt, sondern auch mächtige Feinde auf den Plan ruft. Dem Publikum wurde dabei eine gelungene Mischung aus herzergreifendem Drama und brüllend komischer Komödie geboten, die in den spontanen Tanzeinlagen immer besonders an Fahrt aufnahm. Zwar mutete das Pacing des Stücks für unseren Geschmack etwas unausgegoren an, doch allein für den mutigen Schluss der Story und die damit verbundene Messsage verdient die Gruppe hohen Respekt. Man darf gespannt sein, wie Insert_Name ihr im abschließenden Trailer neu angekündigtes Stück „Pokémon – Never Press B“ im kommenden Jahr anlegen werden!
Weiter ging’s um 13 Uhr mit Shinji Schneider, der nach einer CosDay-Zwangspause aus persönlichen Gründen sichtlich Lust hatte wieder die Bühne mit seiner Comedy zu rocken und als nahe liegendes Motto „Show must go on“ wählte. So verarbeitete der wie immer liebreizend kostümierte Künstler zunächst seine medizinische Leidensgeschichte nach einem Autounfall als bitterböse Abrechnung mit der Ärzteschaft. Fachlich war der Schweizer in seinen Vorwürfen dabei vielleicht nicht immer ganz sattelfest, aber aus Sicht eines sich unverstanden fühlenden Patienten war es definitiv eine unterhaltsame Einlage, die auch dem jubelnden Publikum sehr zu gefallen schien! Anschließend ging es weiter mit einer Reminiszenz an die gute alte Fernsehzeit mit Zeichentrick-Schätzen wie „Es war einmal… das Leben“ – während es heute nur noch Schwachsinn wie „Kung-Fu-Einhörner aus dem Weltall“ gebe. Spätestens hier zeigte Shinji Schneider grandiose Interaktion mit dem Publikum und entwarf auf Zuruf die kuriosesten Serienkonzepte. Als das Programm auf die neu gehegte Gesangsleidenschaft des Künstlers kam, der viel Lustiges von seiner Musical-Leidenschaft und dem Leben mit seinem „Ehemau“ zu berichten wusste, gab es kein Halten mehr: „Aladdin“ traf musikalisch auf „Pokémon“ und „Sailor Moon“ und wurde zur Melodie des Dschungelbuchs verjazzt – genial! Weitere Themen waren die Erfahrungen mit Online-Games und deren Communities, unfaire japanische Rollenspiele und der wunderbare Song „Wir sind die Con“ nach Michael Jackson. Eine spritzige Show, wie sie kein Zweiter so abwechslungsreich auf die Beine stellen könnte! Und wir müssen nicht erwähnen, dass Shinji Schneider einer von ganz wenigen Acts war, die schlagfertig auf das immer wieder im Hintergrund der Bühne hörbare Fahrstuhlgeräusch reagierten, richtig…? 😉
Ab 14:30 Uhr zog dann der obligatorische DCM-Vorentscheid für die Deutsche Cosplay Meisterschaft die Massen in seinen Bann: 19 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Anime, Filmen, Games oder – eine ganz neue Kategorie! – Plattencovern buhlten um die Gunst der Jury und gaben unterhaltsame Schauspieleinlagen zum Besten. Besonders begeistern und den Sieg davon tragen konnten unterm Strich Anna S. als Red aus „Pokémon Origins“, Jana P. als Kobato aus „Kobato.“ (auf dem Abschlussfoto leider nicht mehr dabei), Christina F. als Harley Quinn aus „Batman“ und Sarah O. als Tadashi Hamada aus „Baymax“. Auch die Moderation durch einen gut aufgelegten, gerade im richtigen Maß herumblödelnden „Luigi Mario“ und die unverkrampfte Interaktion mit der Jury und dem Publikum machten den Vorentscheid einmal mehr zu einem der Highlights des Con-Programms. Wir wünschen den Finalisten viel Erfolg bei den weiteren Wettbewerben und danken allen Teilnehmern für die tolle Show!
Startnummer | Name | Kostüm |
1 | Paula T. | Escha Malier aus „Atelier Escha und Logy“ |
2 | Tim W. | Ron Burgundy aus „Anchorman 2: Die Legende kehrt zurück“ |
3 | Katharina F. | Apollo aus „Olympos“ |
4 | Katarina Z. | Echo aus „Pandora Hearts“ |
5 | Carina K. | Professor Archimedes Q. Porter aus Disneys „Tarzan“ |
6 | Peggy H. | Merida aus „Merida – Disney – Brave“ |
7 | Sarah O. | Tadashi Hamada aus „Baymax – Riesiges Robowabohu“ |
8 | Saskia Sch. | Sakura-Hime Kaden aus „Prinzessin Sakura“ |
9 | Charlotte H. | Officer Rocky aus „Pokémon“ |
10 | Alisa V. | Miki Sayaka aus „Puella Magi Madoka Magica“ |
11 | Johanna Sch. | Portgas D. Ace aus „One Piece“ |
12 | Stefan J. | Hector vom CD Cover von „Hammerfall“ |
13 | Jana P. | Kobato aus „Kobato.“ |
14 | Lisa R. | Lord Voldemort aus „Harry Potter“ |
15 | Anett W. | Resh aus „Devil from a foreign land“ |
16 | Anna S. | Red aus „Pokémon Origins“ |
17 | Pola G. | Eustass Kid aus „One Piece“ |
18 | Andrea G. | Erza aus „Fairy Tail“ |
19 | Christina F. | Harley Quinn aus „Batman“ |
Den Tagesabschluss bildeten am Samstag ab 17:30 Uhr die Rocker von unSayn. Seit 2012 sorgen die Jungs und Mädels aus Bonn mit ihrer Post-Hardcore-Mucke, den Modern-Metal-Anleihen und den englisch-japanischen Hybrid-Texten schon für brennende Trommelfelle und zappelnde Extremitäten bei ihren enthusiastischen Zuhörern. Auch diesmal wurde dem Publikum mit einem ungeheuren Einsatz eingeheizt – als wäre es draußen nicht schon warm genug gewesen! Wir können nur den Hut vor so viel Energie und Leidenschaft ziehen, denn das Konzert hat auch den Bandmitgliedern sichtlich alles abverlangt. Danke für diese Show!
Damit endet auch schon unser Bericht vom Bühnenprogramm des ersten Con-Tags. Gerne würden wir euch auch noch von den anderen Programmpunkten auf der U-Stage berichten, wo es interessante Dinge wie den „Poetry Slam“ und die ein oder andere Filmvorführung zu bestaunen gab. Dabei konnten wir wegen zeitlicher Überschneidungen leider genauso wenig vor Ort sein wie bei der Kendo-Vorführung, der Modenschau, dem Zweitprogramm von Shinji Schneider oder dem K-Pop-Abend auf der öffentlichen PublicStage im Einkaufsszentrum. Auch die zahlreichen interessanten Workshops mussten leider ohne uns stattfinden – doch eins ist beim Blick ins Programmheft klar, hier war für jeden etwas dabei!
Auch am Sonntag hätte es mit den Auftritten von Vapid Superior, GenesiS und Omoshiro! sowie dem ECM-Vorentscheid oder dem Panel von Ehrengast Tommy Krappweis noch viele Highlights gegeben. Leider befand sich unser Team zu dieser Zeit aus persönlichen Gründen schon wieder auf der Heimreise und muss einen Bericht schuldig bleiben. Doch wenn es nur ansatzweise so abwechslungsreich und unterhaltsam war wie das Programm vom Samstag, hatten Fans und Künstler gleichermaßen sicher eine Bombenzeit. Bis zum nächsten Jahr!