Reaktor 1F – Bericht aus Fukushima
Name: | Reaktor 1F – Bericht aus Fukushima |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Kazuto Tatsuta |
Herausgebracht: | Japan: Kodansha 2014 Deutschland: Carlsen 2016 |
Mangaka: | Kazuto Tatsuta |
Bände: | 3 Bände |
Preis pro Band: | 12,99 € |
Story & Eigene Meinung
Seinen wahren Namen möchte Kazuto Tatsuta nicht nennen. Auch nicht den seiner Firma. Er möchte Ärger vermeiden, für sich und andere. Denn er arbeitet auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima 1, das an jenem 11. März 2011 zum Symbol jener Dreifachkatastrophe wurde, die Japan tief erschütterte. Der Tsunami, der auf das Jahrhunderterdbeben folgte, war zu viel für die Atomweiler, gleich in mehreren Brennkammern kam es zum Super-GAU. Bis heute gibt se eine Sperrzone rund um das Kraftwerk, eine Fläche, in der niemand mehr leben kann. Dennoch kehren tagtäglich Männer auf das verstrahlte Gelände zurück. Sie sind als Aufräumarbeiter tätig. Tatsuta ist einer von ihnen.
In verschiedenen Episoden berichtet der etwa Vierzigjährige von seinen Erfahrungen auf dem Gelände von „1F“, wie Fukushima 1 im Ortsjargon genannt wird. Von der Arbeitssuche über Einstellungstests, Mitarbeitendenschulungen und dem komplexen System aus Firmen und Sub-Unternehmen wird auch das Umfeld der Tätigkeit beschrieben. Im Mittelpunkt steht aber die Arbeit im hochverstrahlten Gebiet. Da Tatsuta erst einige Zeit im Pausenbereich der Mitarbeitenden beschäftigt war, beleuchtet er die Abläufe vor Ort von zwei Seiten.
Es ist ein nüchtern-sachlicher Ton, in dem die Erzählungen meistens dargestellt sind. Immer wieder wird mit Gerüchten aufgeräumt, die in Japan insbesondere in der Anfangszeit der Aufräumarbeiten durch die Medien spukten. Nichtdestotrotz gibt es auch kritische Töne, Probleme der Arbeitnehmenden werden nicht ausgespart und auch Tatsutas früherer Chef, der Boss einer Sub-Unternehmens, bekommt dezent sein Fett weg.
Für den Außenstehenden, insbesondere den Europäer, sind es vor allem die scheinbaren Nebensächlichkeiten, die ins Auge fallen und nachdenklich machen, etwa, dass die Arbeiter bereits kontaminierte Schuhe immer wieder benutzen. Der Erzähler versucht dies etwas lapidar damit zu entschärfen, indem er berichtet, dass er sich bei zwei Paar Socken übereinander wohl keinen Fußpilz holen würde. Oder dass alles doppelt kontrolliert wird, aber die Arbeiter ihre Pausenverpflegung in normalen Taschen transportieren. Oder auch, dass die Strahlenbelastungsgrenze, die für jeden Arbeiter individuell und streng überwacht wird, jedes Frühjahr auf null zurückgefahren wird.
Es ist spannend und interessant die Geschichte dieser fast schon in Vergessenheit geratenen Arbeiter zu lesen. Die ruhigen, naturalistischen Zeichnung in Graphic Novel-Optik tragen zum Gefühl bei, ein einigermaßen realistisches Bild der Abläufe gezeigt zu bekommen.
© Rockita
Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima: © 2014 Kazuto Tatsuta Kodansha/Carlsen