The Huntress

Name: The Huntress
Englischer Name:
Originaltitel: Tantei no Tantei
Herausgebracht: Japan: Kodansha 2017
Deutschland: EMA 2018
Mangaka: Story: Keisuke Matsuoka
Zeichnungen: Hiro Kiyohara
Bände: Japan: 2 Bände
Deutschland: 1 Doppelband
Preis pro Band: 20,00 €

Story
Kotoha Minemori ist jung, hübsch und eine Spätzünderin. Nach langem Suchen hat sie endlich eine Arbeitsstelle gefunden und dann auch noch eine in einer Detektivagentur. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß, als sie erfährt, dass sie eigentlich nicht als Detektivin, sondern als attraktiver Blickfang im Vorzimmer eingestellt wurde. Erst als es sich zufällig ergibt, dass Minemori kurzfristig einen Platz im Firmenwohnheim braucht, ändert sich die Sachlage schlagartig und ihr Chef bringt sie kurzerhand in Wohnung und Abteilung der internen Ermittlerin Rena Sasaki unter.

Nicht ganz ohne Hintergedanken. Denn Sasaki mag eine berühmt-berüchtigte Erfolgsquote haben, aber sie ist auch bekannt für ihre brachialen Methoden – und dafür, absolut nicht teamfähig zu sein. Die umgängliche Minemori soll zu der einsamen Wölfin vordringen und sie positiv beeinflussen. Zunächst aber ist das Gegenteil der Fall: Eingeschüchtert durch die resolute Sasaki zweifelt Minemori vom ersten Tag an daran, dass die Agentur wirklich der richtige Ort für sie ist.

Doch auch für Sasaki ist der Umgang mit ihrer neuen Kollegin nicht einfach, denn Minemori ähnelt einer Person aus ihrer Vergangenheit und das reißt alte Wunden neu auf…

Eigene Meinung
Nach mehreren Jahren Abstinenz kommt endlich wieder ein Manga aus der Feder des hierzulande inzwischen wohlbekannten Zeichners Hiro Kiyohara (u.a. „Can you hear me?“, „Kizu“) in den deutschsprachigen Raum. Es ist hocherfreulich zu sehen, dass auch „The Huntress“ mit naturalistischen, qualitativ hochwertigen Zeichnungen daher kommt. Mehr noch: Kiyohara scheint diesmal auch fähige Assistenten im Boot zu haben: Die Hintergründe sprühen vor Detailfreude und bieten eine fast dokumentarische Kulisse für die wie üblich eher schlicht belassenen Charaktere. All das passt hervorragend zum seriösen Grundton des Manga und überzeugt.

Leider kann man das nicht unbedingt von der Story behaupten, die diesmal von dem Romanautor Keisuke Matsuoka stammt. Das liegt in geringerem Maße an der recht vorhersehbaren Handlung, sondern vor allem an der fragwürdigen Charakterentwicklung. Die titelgebende Protagonistin Sasaki, die in der ersten Hälfte noch als eine Art weiblicher Sherlock Holmes dargestellt wird, geht in späteren Kapitel arg naiv zu Werke.

Ihre neue Kollegin Minemori bleibt dagegen farblos und auf die Rolle des hübschen Sidekicks beschränkt. Ihr wird jegliche Entwicklung – in welche Richtung auch immer – verwehrt. Schade ist außerdem, dass anderen, eigentlich interessanten Charakteren kaum Raum gegeben wird, etwa dem taktierenden Chef, Herrn Suma, dem pragmatischen Kollege Kirishima oder dem Polizei-Inspektor Kubozuka, dem in der TV-Serie zum selben Stoff eine größere Rolle zukommt. In diesem Manga aber bleiben sie auf der Strecke. So wird die Handlung zunehmend zur One-Woman-Show, die in einem Showdown gegen den Erzfeind gipfelt…

Die deutsche Ausgabe kommt als Komplettedition im großformatigen Hardcover daher, hat aber keine Farbseiten oder Anhang, nur ein Nachwort der deutschen Redaktion. Während das Format nachvollziehbar ist, macht das Hardover vor allem am Preis von 20 Euro bemerkbar.

Noch ein Wort zur deutschen Ausgabe: Zwar mag es nachvollziehbar sein, dass der (auch nicht wirklich zündende) Originaltitel „Tantei no Tantei“ (dt. „Detektiv(in) der Detektive“) nicht einfach in Übersetzung genutzt wurde. Die Wahl des „deutschen“ Titels „The Huntress“ vermag aber auch nicht ganz zu überzeugen. Es gibt im amerikanischen DC-Universum eine Superheldin mit dem Namen. Zusammen mit dem eher martialischen Cover und dem nur spärlichen Covertext auf der Rückseite wird der geneigte Zufallskäufer im Laden auf eine falsche Fährte gelockt.

© Rockita

The Huntress: © 2017  Keisuke Matsuoka / Hiro Kiyohara  Kodansha / EMA