The Art of Sun-Ken Rock
Name: | The Art of Sun-Ken Rock |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | The Art of Sun-Ken Rock |
Herausgebracht: | Japan: Shonengahosha 2015 Deutschland: Tokyopop 2016 |
Mangaka: | Boichi |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 19,95 € |
Inhalt & Eigene Meinung
„The Art of Sun-Ken Rock“ ist ein Softcover-Artbook mit buntem Schutzumschlag. Entfernt man diesen, sind darunter das Cover- und Backcover-Motiv in schwarz-weiß. Auf den Innenseiten des Umschlags befinden sich Informationen zu Boichi und eine Danksagung von ihm an seine Fans, dazu gibt es sogar eine schicke kleine Grußkarte an die deutschen Leser, die nur der Erstauflage beiliegen wird. Boichi ist der sympathische Zeichner von „Sun-Ken Rock„, der unter ärmlichen Verhältnissen in Korea aufgewachsen ist. Er kommt in dem Artbook sehr humorvoll, intelligent, trotz seines großen Talents bescheiden, nachdenklich, etwas rebellisch und vor allem Fan-orientiert rüber. Besonders auffällig ist seine enorme Wissbegierde (man könnte ihn auch getrost einen Nerd nennen) und sein Perfektionismus, der sich besonders in seinen Bildern widerspiegelt. Diese sind nämlich sehr realistisch und detailreich.
Doch kommen wir erst Mal zum Inhalt: Nach einem Vorwort des Mangakas erwartet uns eine umfangreiche Sammlung von Farbillustrationen zu „Sun-Ken Rock“, die nicht weiter kommentiert werden. Ab der Mitte des Artbooks geht es dann seltsamerweise mit einigen Schwarz-Weiß-Bildern weiter, obwohl der Sinn eines Manga-Artbooks doch eigentlich ist, zur Abwechslung Motive in Farbe zu präsentieren. „The Art of Sun-Ken Rock“ ist bisher das einzige Artbook, das ich kenne, in dem es einen Abschnitt nur mit Schwarz-Weiß-Artwork gibt. Wie dem auch sei. Es folgen Skizzen und Entwürfe, bei denen teilweise sogar die einzelnen Entwicklungsschritte von der Bleistiftzeichnung bis zur Farbillustration gezeigt werden. Auf den letzten Seiten findet ihr ein sehr ausführliches und lesenswertes „Boichi Special Interview“ über seine Vorbilder, Arbeitsabläufe und sogar seine Vergangenheit und sein Privatleben. Fotos von realen Orten und Bilder von den davon inspirierten Schauplätzen im Manga begleiten den Text. Boichi lässt außerdem gerne seine Assistenten Szenen nachstellen, die er dann fotografiert, um sich beim Zeichnen an den Fotos zu orientieren. Auch diese Fotos und die darauf basierenden Bilder aus dem Manga sind hier zu finden, so wie Fotos von Boichi und seinem Arbeitsplatz. Für seine Fans hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen und im Anschluss an das Interview den kompletten Entstehungsprozess des Artbook-Cover-Motivs in allen Arbeitsschritten genau dokumentiert. Zum krönenden Abschluss folgen noch eine Schwarz-Weiß- und eine Farb-Illustration, eine Bleistiftzeichnung sowie eine Übersicht aller „Young King“-Magazincover mit „Sun-Ken Rock“-Motiv („Young King“ ist das Magazin, in dem „Sun-Ken Rock“ in Japan erscheint).
Boichi zeichnet alles mit Bleistift vor, mit Tusche nach, scannt die Bilder ein und koloriert sie dann via Computer. Ein darin immer wiederkehrendes Motiv sind explodierende Kleidungsstücke (insbesondere Kens Hemden), deren Fetzen das Bild wie lodernde Flammen umrahmen, durch die Luft fliegende Steine und Funken, Blutspritzer, Regen, Schnee und auf einem Bild sieht es sogar so aus, als würde sich Ken in umherspritzendes Wasser auflösen. Das verleiht Boichis Werken viel Action und Dynamik. Hin und wieder geht er eher sparsam mit Farben um und lässt dafür lediglich Kens Augen in kräftigem Goldbraun oder Rot erstrahlen. Negativ fällt auf, dass sämtliche Bilder äußerst sexistisch sind: muskelbepackte Machomänner und leicht bekleidete Frauen, die ihr – manchmal sogar zerrissenes – Höschen zur Schau stellen, wenn sie denn überhaupt eins tragen, auf jeder Seite. Kaum vorstellbar, dass Boichi einst mit Manwha für kleine Mädchen angefangen hat. Ich finde es übrigens schade, dass keine Bilder aus jenen frühen Werken im Artbook abgedruckt wurden, da ich mir so gar nicht vorstellen kann, wie seine Mädchen-Manwhas ausgesehen haben könnten und ich es immer spannend finde, zu sehen, wie sehr sich der Zeichenstil eines Künstlers über die Jahre verändert hat. Wenn man bedenkt, wie perfektionistisch Boichi ist und wie akribisch er Staubkörner aus seinen gescannten Bildern entfernt, wäre er sicher verärgert darüber, dass an manchen Seitenrändern die gegenüberliegende Seite abgefärbt hat. Sowas sollte eigentlich nicht sein und ich hoffe Tokyopop lässt sich künftig etwas einfallen, um so etwas zu verhindern.
Obwohl die Bilder sehr ausdrucksstark sind, kann ich mir gut vorstellen, dass nicht jeder etwas mit Boichis realistischem Stil anfangen kann, der eher an westliche Comics als an Mangas erinnert. Mich persönlich stören zum Beispiel die Manga-typisch übertrieben großen Augen der Frauen, da sie einfach nicht zum ansonsten realistisch gehaltenen Zeichenstil passen. Außerdem bedeutet „realistisch“ natürlich nicht unbedingt „hübsch“ bzw. ästhetisch ansprechend. Aber wenn euch Boichis Stil gefällt, könnt ihr bedenkenlos zugreifen. Auf den 122 Seiten wird schließlich eine Menge geboten und der Preis ist absolut in Ordnung. Für „Sun-Ken Rock“-Fans ein absolutes Must-Have!
© Ban_Mido
The Art of Sun-Ken Rock: © 2015 Boichi, Shonengahosha / Tokyopop