Naruto Dojunjo Ninden – Ein reines Herz
Name: | Naruto Dojunjo Ninden – Ein reines Herz |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Naruto Dojunjo Ninden |
Herausgebracht: | Japan: Shueisha 2015 Deutschland: Carlsen 2017 |
Autor: | Akira Higashiyama |
Illustrator: | Masashi Kishimoto |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 7,95 € |
Story:
15 Jahre Krieg haben das Ninja-Dorf Michigakure und seine Einwohner gezeichnet. Erst die verbotene Kunst Sosaiin brachte den lang ersehnten Sieg über Aburagakure, doch der Preis war sehr hoch: Der vorherige Michikage und seine Familie bezahlten dafür mit ihrem Leben. Auch die Familien von To, Chiku und Kyo, die seit frühster Kindheit beste Freunde sind, haben den Krieg nicht überlebt. Seither wohnen die drei zusammen in einem verlassenen Haus am Rande des Dorfes in ärmlichen Verhältnissen. Jeder Tag ist für sie ein Kampf ums Überleben. Der 16-jährige To stiehlt für alle Essen aus dem Dorf, was Kyo und Chiku gar nicht gefällt. To möchte für seine beiden Freunde das „Schwert“ sein, das sie beschützt, damit diese sich voll und ganz darauf konzentrieren können, beim alten Sawarame, der im Krieg seinen Sohn verloren hat, die Schulbank zu drücken. Dieser betreibt nämlich auf eigene Kosten eine Abendschule für Kinder, in der sie neben Ninjutsu alles Lebenswichtige, wie Zimmern, Kochen und Schneidern, lernen können.
Um an Geld zu gelangen, lässt sich To auf den zwielichtigen Ganoven Agito ein, der hinter dem Schatz des verstorbenen Michikage her ist. Chiku hingegen versucht auf ehrliche Weise Geld zu verdienen, indem er auf der Magaribrücke als Tagelöhner arbeiten geht. Doch er kehrt nicht mehr lebend zurück. Ein paar befreundete Waisenkinder bringen To und Kyo zu Chikus Leiche, die mitten in einem ausgetrockneten Flussbett liegt und berichten ihnen, dass sie ihn dort mit einer weißen Frau gesehen haben. To und Kyo stehen völlig unter Schock und versuchen einander Trost zu spenden, wobei sie schon bald Gefühle füreinander entwickeln, die über Freundschaft hinausgehen. Doch Chikus Tod war erst der Anfang einer Serie von mysteriösen Morden: Nach und nach saugt die weiße Frau Sawarames Schülern, einem nach dem anderen, das Leben aus. Um herauszufinden, wer ihren Freund ermordet hat, nehmen To und Kyo mit Einladungen, die Agito ihnen beschafft hat, an dem Festbankett zu Zanki Aois Amtsantritt als neue Michikage teil. Wird es ihnen dort gelingen für Agito den Schatz des alten Michikage sowie den Mörder ihrer Mitschüler zu finden und letzteren seiner gerechten Strafe zuzuführen? Und werden To und Kyo jemals den Mut finden, einander die Liebe zu gestehen?
Eigene Meinung:
Ich bin begeistert! Ich habe alle „Naruto“-Novels aus der Feder von Akira Higashiyama gelesen und dieser hier ist bisher mit Abstand der beste! Zugleich ist er allerdings auch der Novel, der am wenigsten mit dem Original-„Naruto“-Manga zu tun hat. Offenbar liegt es Higashiyama deutlich besser, Geschichten zu schreiben, bei denen er nur wenige Vorgaben hat. Wer sich auch nur ein Bisschen mit „Naruto“ auskennt – also weiß, was ein Kage ist und wie Henge-no-Jutsu und Bunshin-no-Jutsu funktionieren, was eigentlich alles schon aus dem allerersten Manga-Band bzw. der ersten Anime-Folge hervorgeht – kann diesen Roman ohne Verständnisprobleme lesen. Denn sämtliche Charaktere, Schauplätze und weitere Jutsus, wie z. B. das Sosaiin, kommen im Original-Manga gar nicht vor. Da es sich bei „Dojunjo Ninden“ um Jiraiyas zweiten Roman handeln soll, könnten Michigakure und das Sosaiin sogar als rein fiktiv verstanden werden, was bedeuten würde, dass sie in der Ninja-Welt von „Naruto“ nicht tatsächlich existieren.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich hilfreich, wenn man sich etwas besser mit „Naruto“ und vor allem mit Jiraiyas Lebensgeschichte auskennt, die sich in diesem Roman wiederfinden lässt. So haben To und Kyo vom Charakter her starke Ähnlichkeit mit ihm und Tsunade. Gut denkbar also, dass Jiraiya zumindest die Romanhelden das Liebesglück ausleben lassen wollte, welches ihm mit Tsunade leider vergönnt war. Doch die drei Waisenkinder und ihre Lebensumstände erinnern auch an Yahiko, Nagato und Konan, die drei Waisen aus Amegakure, um die sich Jiraiya nach dem Krieg so liebevoll gekümmert hat. So benutzen To, Kyo und Chiku z. B. dasselbe System wie Nagato und Co. mit den Unkenbrettern (siehe Band 54 des Original-Mangas). Es ist Higashiyama meisterhaft gelungen, ein Buch zu schreiben, das Jiraiyas Ansichten und Kriegserfahrungen widerspiegelt.
Die deutsche Übersetzung und der Schreibstil lesen sich sehr gut! Absolut kein Vergleich zur „Geschichte eines unbeugsamen Ninja“, Jiraiyas erstem Roman. Etwas unglücklich ist die Tatsache, dass der Schlüsselmoment des Romans sich nicht einwandfrei ins Deutsche übersetzen lässt. So ist „-san“ ja eine Höflichkeitsanrede und man könnte To mit „To-san“ ansprechen, was in Japan aber auch gleichzeitig eine Anrede für Väter ist. Die betreffende Stelle ist für deutsche Leser folglich etwas verwirrend, wofür Carlsen zwar nichts kann, einen Rüffel gibt es jedoch trotzdem, weil – wie bei nahezu allen bisherigen „Naruto“-Novels – nicht darauf geachtet wurde, dieselben Begriffe wie im Manga zu verwenden. So wird bspw. „Rikudo Sen’nin“ hier als „Weiser der sechs Pfade“ bezeichnet. Außerdem ist der Anhang eine absolute Katastrophe! Zum einen wird hier behauptet, „Dojunjo Ninden“ sei Jiraiyas erster Roman, obwohl es doch eigentlich sein zweiter sein soll und der wohl gravierendste Fehler ist die Behauptung, Kishimotos One-Shot „Karakuri“ sei 1999 im „Shonen Jump“-Magazin in Serie gegangen, habe 15 Jahre lang unter den Toptiteln rangiert und werde im In- wie Ausland als Meisterwerk gehandelt. Selbstverständlich ist hier nicht von „Karakuri“ sondern von „Naruto“ die Rede!
„Dojunjo Ninden“ hat einfach alles: sympathische Charaktere, eine spannende Story mit einigen dramatischen Wendungen rund um das Mysterium der weißen Frau und die Mordserie, ein düsteres Setting, dem nie eine Prise Galgenhumor abhandenkommt und eine bittersüße Romanze, die sich eher hintergründig wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und zu keiner Zeit kitschig wirkt. Bleibt nur zu hoffen, dass Higashiyama auch noch die legendäre „Flirtparadies“-Reihe verfassen wird 😉
© Ban_Mido
Naruto Dojunjo Ninden – Ein reines Herz: © 2015 Masashi Kishimoto, Akira Higashiyama, Shueisha / Carlsen