Winternacht – Schamanenpfade

Name: Winternacht – Schamanenpfade
Englischer Name:
Originaltitel: Winternacht – Schamanenpfade
Herausgebracht: Deutschland: New Ground 2010
Mangaka: Sarah Wisbar
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 6,99 €

Winternacht - SchamanenpfadeStory
Die Freunde Narai, Arun und Dogan sind angehende Jäger eines kleinen Dorfes am Fuße eines Vulkans. Der Hitze des noch aktiven Berges ist es zu verdanken, dass ihre Heimat überhaupt existiert, denn die Welt um sie herum besteht aus Schnee und Eis. Als Narai und Arun eines Tages zufällig die Worte der Schamanin Shaira aufschnappen, dass der Vulkan zu erlöschen droht, ist guter Rat teuer, denn dies würde einer Katastrophe und dem Tod des Dorfes gleichkommen. Entsetzt beschließen sie gemeinsam mit Dogan nach einem Weg zu suchen, die drohende Katastrophe abzuwenden. Dafür müssen die drei Freunde ihre Welt verlassen und das Meer überqueren. Hinter diesem versprechen sie sich Hilfe und vielleicht etwas, was den Untergang des Dorfes verhindert.

Zu dritt brechen sie auf, doch schon nach kurzer Zeit macht sich erster Unmut breit. Insbesondere Narai hält ihre Mission für Wahnsinn, haben sie doch weder ein Ziel, noch wissen sie, was sie dort draußen erwartet. Dogan, der darauf aus ist ein Held zu werden, beginnt einen Streit mit ihr, infolgedessen ihr Boot von einem riesigen Ungeheuer angegriffen wird. Den folgenden Kampf überleben nur Narai und Arun; letzterer wird von einem seltsamen Mädchen gerettet. Als sie an der Küste eines unbekannten Landes zu sich kommen, müssen sie nicht nur mit dem Verlust Dogans klarkommen, sondern auch mit der Gewissheit, dass all ihre Vorräte im Meer versunken sind. Gemeinsam suchen sie einen Unterschlupf für die Nacht und während Narai schläft, taucht das Mädchen erneut auf. Sie stellt sich Arun als Ea vor. Arun bittet sie um Hilfe, doch Ea verschwindet ohne ihm eine Antwort zu geben.

Als er am nächsten Tag Narai von seiner nächtlichen Begegnung erzählt, glaubt diese ihm kein Wort, bis Ea urplötzlich vor ihnen auftaucht und ihnen anbietet sie ins nächste Dorf zu führen. Dankbar nimmt Arun das Angebot an, doch Narai traut dem Mädchen nicht über den Weg. Als Kashal der Stammesjäger von Eas Dorf auftaucht, steigert sich ihr Misstrauen, insbesondere als sie nachts einen Streit zwischen den beiden Fremden belauscht…

Eigene Meinung:
„Winternacht – Schamanenpfade“ ist der Einzelband der Künstlerin Sarah Wisbar, die 2009 den Comicstars Contest gewann. Mit ihrem Debüt legt sie einen fantastischen Manga vor, in dem es vorwiegend um Freundschaft, Mut und die Rettung des Dorfes geht. Das gerade letzteres nicht einmal ansatzweise aufgelöst wird, ist ebenso enttäuschend, wie die vielen anderen offenen Punkte. Der Manga wirkt seltsam unfertig, da kein einzelner Handlungsbogen beendet wurde. Die Helden verlassen ihre Welt, um das Dorf zu retten – tun es aber nicht. Sie treten eine Reise in eine fremde Welt an – kommen jedoch nie am Ziel an. Es tauchen seltsame Fremde auf, die scheinbar Hilfe brauchen – doch es kommen keine Erklärungen. Stattdessen plätschert die Geschichte vor sich hin, es tauchen Rückblenden und Traumsequenzen auf, die nicht zum Inhalt des Mangas passen und mehr und mehr wirkt der Manga wie eine Aneinanderreihung von kurzen Passagen.

Das Schlimmste ist, dass nichts passiert. Die Charaktere ziehen durch das Land, werden von Ea geführt, doch es gibt kein Ziel, keine Lösung… ich weiß nicht, ob noch eine Fortsetzung geplant ist, aber momentan hat „Winternacht – Schamanenpfade“ kein Anfang und kein Ende, da alles in der Luft hängt. Selbst der Prolog wirkt unpassend, als gehöre er nicht zur Hauptgeschichte, da dort ein komplett anderer Handlungsbogen eingeläutet wird. Es ist sehr verwirrend und der Leser fragt sich, wozu der Prolog eigentlich gedacht ist.

Auch die Charaktere sind blass, da sie sich trotz der Gespräche nicht weiterentwickeln. Zum Ende hin bekommen Arun und Narai ein wenig Tiefe, aber selbst das wird mitten im Geschehen abgebrochen. Ea und Kashal werden überhaupt nicht erklärt; man erfährt weder wer sie sind, noch warum sie so handeln. Es ist schade, dass hier soviel Potential verschenkt wurde, wo sich doch etliche Möglichkeiten dafür offen standen.

Die Zeichnungen sind weniger mangahaft, sondern eher realistisch angehaucht, was eine nette Abwechslung zu den üblichen deutschen Mangas ist. Sarah Wisbar versucht einen eigenen Stil zu finden und teilweise gelingt ihr das auch, wenngleich hin und wieder den Leser das Gefühl ereilt, dass sie noch nicht hundertprozentig ihren Weg gefunden hat. Die ersten Kapitel sind sehr schön ausgearbeitet, detailreich und mit einer Liebe für Hintergründe versehen. Auch die Figuren haben hier mehr Tiefe, Haare sind aufwendiger getuscht und die Gesichter wirken feiner und anatomisch korrekter. Leider gelingt es der Künstlerin nicht diesen hohen Qualitätstandart zu halten. Bereits nach dem dritten Kapitel verlieren die Zeichnungen spürbar an Qualität; Fehler schleichen sich hinein, anatomisch gibt es den ein oder anderen Schnitzer und die Hintergründe werden spärlicher. Es ist offensichtlich, dass die Zeit zu knapp bemessen war, um die Kapitel ordentlich zu zeichnen und das ist sehr schade.

Insgesamt ist „Winternacht – Schamanenpfade“ nur solchen zu empfehlen, die deutsche Mangas mögen und sich nicht vor einem ungewöhnlich realistischen Zeichenstil abschrecken lassen. Leider ist die Story weder nachvollziehbar noch spannend und auch die Charaktere wirken sehr blass und unfertig. Es bleibt zu hoffen, dass Sarah Wisbar im Falle einer Fortsetzung mehr Zeit eingeräumt bekommt, um ihren detailverliebten Stil richtig ausleben zu können und im Vorfeld mehr Zeit für die Story investiert.

© Koriko

Winternacht: © 2010 Sarah Wisbar, New Ground Publishing GmbH

Wilder Schmetterling

Name: Wilder Schmetterling
Englischer Name: Wild Butterfly
Originaltitel: Kokkyou no Chou
Herausgebracht: Japan: Oakla 2007
Deutschland: Tokyopop 2010
Mangaka: Hiroki Kusumoto
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 6,95 €

Wilder SchmetterlingStory:
Der junge Soldat Michael von Straum-Ridlhart wird neuer Lehrer in einem kleinen Dörfchen und soll fortan die Kinder im Sinne des Landes und der Regierung unterrichten. Da Krieg herrscht und keinerlei verstörendes Gedankenblut in die Köpfe der Kinder gepflanzt werden soll, geht Oliver Lehmann davon aus, dass auch dieser Soldat streng und unnahbar ist. Oliver selbst bereut es aufgrund eines verletzten Beines nicht selbst an die Front zu dürfen, doch vieles ändert sich, als er Michael besser kennen lernt. Denn der Soldat ist ganz anders, als er es vermutet hat und besitzt zudem über eine stattliche Sammlung an Büchern, die Oliver nur zu gerne lesen würde. Dass sich darunter auch Werke befinden, die eigentlich verboten sind, sorgt dafür, dass Michael und seine Frau schon bald vom Militär abgeholt werden…

In der Kurzgeschichte „Die Legende von Senyo“ geht es um den Yokai (Dämon) Senyo, der der einst ein Mensch gewesen ist und damals die Zukunft vorhersagen konnte. Seine Weissagungen wurden sein Untergang und nachdem er zum Dämon wurde, verschlingt er arme Seelen, die den Wangyuebrg passieren. Als der junge Koei während einer Nacht in einem Tempel auf den Dämon trifft, ist sein Schicksal besiegelt. Senyo kennt keine Gnade, doch schon kurz darauf muss er erkennen, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hat…

In „Die Erzählungen von Shiramine“ trifft der junge Miki auf einen seltsamen Mann namens Akihito, der nicht nur gekleidet ist wie in der Heian-Zeit (794-1185), sondern sich auch noch genauso verhält. Bald wird klar, dass er in der Vergangenheit ist und warten muss, bis Akihito mit seiner Arbeit an 200 Schriftrollen fertig ist. Erst dann will der Mann Miki zurück in seine Zeit schicken…

„Fangzähne“ handelt von dem Pärchen Won und Myon. Won ist ein Vampir, kann jedoch Myon nie so wirklich davon überzeugen, der glaubt all das seien Lügen. Als er schließlich von Won verlangt sich die Fangzähne zu ziehen und dieser Myons Wunsch folgt, beschwört er eine Katastrophe hervor.

Die letzte Geschichte „Der Totenmeister“ handelt von dem Jungen Shin, dessen Vater erst vor kurzem gestorben ist. Als Ko, der Totenmeister in Stadt auftaucht, um die Brücke zu schützen, die die Welt der Lebenden mit dem Totenreich verbindet, ist Shin fest davon überzeugt den Totenmeister zu begleiten und zu führen…

Eigene Meinung:
Der Einzelband „Wilder Schmetterling“ ist eine Kurzgeschichtensammlung der Künstlerin Hiroki Kusumoto. Fünf Kurzcomics sind enthalten, die vom Genre her eher düster und mysteriös, historisch und sagenhaft sind. Die Künstlerin versucht durchaus spannende und ungewöhnliche Geschichten zu entwickeln, die nicht ganz den üblichen Bahnen folgen. Das gelingt ihr größtenteils, insbesondere da sie sich auch weniger bekannter Stoffe bedient, beispielsweise der Geschichte von Sutoku-Tenno. Lediglich „Fangzähne“ enthält Boys Love Andeutungen, was den Manga auch für diese interessant macht, die kein Boys Love mögen.
Doch auch zeichnerisch ist „Wilder Schmetterling“ auf hohem Niveau. Hiroko Kusumoto hat bereits in „Portrait eines Vampirs“ bewiesen, dass sie einen ungewöhnlichen und sehr dynamischen Zeichenstil hat, der zudem auch noch Ähnlichkeiten mit amerikanischen Image-Comics hat. Harte schwarz/weiß Kontraste wechseln sich ab mit filigranen Mangaseiten, je nachdem welche Geschichte man liest. Schön ist es, dass die Künstlerin nicht davor zurückschreckt Monster als solche darzustellen und dabei einen sehr lebendigen Strich und Stil aufweist.

Insgesamt ist „Wilder Schmetterling“ eine schöne Sammlung verschiedener Kurzgeschichten, die vor allem Fans von mysteriösen, düsteren und unheimlichen Stoffen zu empfehlen sind. Die Zeichnungen sind sehr schön und abwechslungsreich. Zu empfehlen!

© Koriko

Wilder Schmetterling: © 2007 Hiroki Kusumoto, Oakla Publishing CO.,Ltd. / Tokyopop

Was zum Naschen!

Name: Was zum Naschen!
Englischer Name:
Originaltitel: Soba ni Oitene
Herausgebracht: Japan: Libre 2005
Deutschland: Carlsen 2008
Mangaka: Yaya Sakuragi
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 6,00 €

Was zum Naschen!Story:
Schon von Kindesbeinen an, war der sanfte, schüchterne Yuzuru Shibata in seinen Freund Issei Yogi verliebt. Ursache dafür ist der Umzug Yuzus in eine neue Umgebung und das beständige Hänseln anderer Kinder. Issei ist der einzige, der ihn beschützt und das ändert sich auch nicht, als die beiden in die Schule gehen. Allerdings hat Yuzu mit einem, für ihn wirklich massiven Problem zu kämpfen- er ist gewaltig in die Höhe geschossen und überragt nun seinen geliebten Itchan um fast einen Kopf. Damit beginnt seine Leidenskrise, will er doch für Issei die perfekte Ehefrau bzw. Braut werden. Aus diesem Grund ist Yuzu in der Koch-AG und ist dort besonders bei den Mädchen wahnsinnig beliebt, die dem tollpatschigen, gutherzigen Jungen gut zureden und unterstützen. Denn dass Yuzu in Issei verliebt ist, ist nicht nur Schulgespräch, sondern wird von jedem als absolut selbstverständlich angesehen.

Als jedoch eines Tages ein hübsches Mädchen für den kühlen Issei eine Lunchbox gemacht hat und Yuzu die beiden dabei beobachtet, überkommen ihm Zweifel, ob er überhaupt eine Chance bei seinem Freund hat. Doch so schnell diese Zweifel aufkommen, so schnell räumt Itchan diese aus der Welt und letztendlich ist er es, der den letzten Schritt geht und eine Beziehung mit Yuzu beginnt.

Von da an ist nichts mehr in Yuzus Leben normal und trotz Isseis Bezeugungen, dass ihn Yuzus Körpergröße nicht stört, setzt Yuzu alles daran, um seinem Ziel eine perfekte Braut zu sein, näher zu kommen. Doch auch die ein oder andere Hürde muss überwunden werden, denn Yuzu kann sich sowohl vor männlichen, als auch vor weiblichen Fans nicht retten und einige familiäre Probleme tauchen ebenfalls auf, die beide erst bestehen müssen. Doch letztendlich geht es einzig und allein darum, dass Yuzu seinen Itchan für sich gewinnt und die beiden trotz allen Chaos‘ zusammen bleiben…

Der Band enthält neben der Hauptstory noch den Oneshot „Lass uns gewinnen!“, in dem der Ronin Ohga auf seinen alten Bekannten Takatsuki trifft, einer der Topschüler aus Highschool Zeiten. Umso überraschter ist Ohga, als er erfährt, dass Takatsuki nicht nur die Uni geschmissen hat, sondern zu allem Überfluss noch spielsüchtig ist. Er nistet sich bei Ohga ein und bringt dessen Leben, das bis dahin nur von Lernen bestimmt wurde, um die Aufnahmeprüfung zur Uni zu bestehen, vollkommen durcheinander. So kommen sich die beiden nicht nur näher, sondern müssen sich eingestehen, dass sie schon zu Highschool Zeiten sehr aneinander interessiert gewesen waren.

Eigene Meinung:
„Was zum Naschen!“ ist ein lustiger und nicht wirklich tiefgründiger Manga, der sich recht schnell lesen lässt und wirklich etwas für Zwischendurch ist. Die Geschichte ist schräg und durchgedreht, die Charaktere ebenso und besonders Yuzu wirkt manchmal mehr als lächerlich bei dem was er tut und wie er agiert. Eine wirkliche Handlung sucht man vergeblich, es handelt sich bei „Was zum Naschen!“ eher um eine Aneinanderreihung verschiedener Einzelstories, die nur lose miteinander zusammen hängen. Auch scheint die Beziehung zwischen Issei und Yuzu vollkommen normal, so dass man dramatische Themen wie Outing, Probleme mit der Umwelt oder generell Charakterentwicklungen vergeblich sucht.

Die Zeichnungen sind nett, sehr routiniert, wirken jedoch manchmal etwas kantig und spitz. Yaya Sakuragi hat einen gängigen BL-Stil und sowohl die Charaktere als auch die Gesamtpanele sind hübsch anzusehen. Besonders auffällig ist, dass die Zeichnerin sehr stark mit Rasterfolien und Motivrastern arbeitet und „Was zum Naschen!“ dadurch sehr stark an einen Shojo- Manga erinnert. Hinzukommend findet man lediglich in der Sonderstory „Lass uns gewinnen!“ einige wenige Panele, die etwas erotischer angehaucht sind, so dass der Manga durchaus auch für jüngere Leser geeignet ist.

Insgesamt ist „Was zum Naschen!“ ein seichter Manga, bei dem eher Spaß und Comedy im Vordergrund stehen. Leser, die dramatische oder spannende Geschichten bevorzugen, sollten vorher einen Blick hineinwerfen, besonders da die Story oftmals ins Lächerliche abrutscht und einfach nur seltsam übertrieben wirkt. Wer lustige und chaotische Geschichten mag und vor Shonen-Ai nicht zurückschreckt, sollte sich den Manga zulegen und sich einfach berieseln lassen.

© Koriko

Was zum Naschen!: © 2005 Yaya Sakuragi Libre Publishing Co., Ltd./ Carlsen

Von der Natur des Menschen

Name: Von der Natur des Menschen
Englischer Name:
Originaltitel: Keyaki no Ki
Herausgebracht: Japan: Shogakukan 1993
Deutschland: Carlsen 2009
Mangaka: Story: Ryuichiro Utsumi
Zeichnungen: Jiro Taniguchi
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 14,90 €
16,00 € (Nachdruck 2017)

Von der Natur des MenschenStory & Eigene Meinung
Jiro Taniguchi ist von dem deutschen Mangamarkt als Künstler nicht mehr wegzudenken, bewegen sich seine Werke doch fernab der üblichen Mangakultur. Sie steuern gegen den hektischen und schnellen Stil, legen eher Wert auf Stille und ruhige Themen und widmen sich zumeist dem Menschen und dem Zusammenleben in all ihren Facetten. Sein mit dem Autoren Ryuichiro Utsumi erschaffenes Werk „Von der Natur des Menschen“ bietet hierbei einen Einblick in die japanische Kultur und das Alltagsleben und zeigt in acht Kurzgeschichten verschiedene Szenarios des menschlichen Miteinanders. Dabei geht es vordergründig um die Schönheit des Lebens, sowie um den Respekt und die Würde des eigenen Lebens.

Die erste Geschichte („Der Keyaki-Baum“), die dem Manga seinen ursprünglichen Namen („Die kaukasische Ulme“) hätten geben sollen, handelt von dem neuen Haus der Haradas. Ein wunderschöner Keyaki, der dort im Garten des Anwesens wächst, bringt dem pensionierten Paar in ihrer neuen Bleibe nicht nur viel Freude, sondern auch Ärger mit den Nachbarn ein. Das viele Laub im Herbst, störe die übrigen Anwohner des kleinen Vorortes und den Haradas wird nahegelegt die Ulme fällen zu lassen, um den lästigen Blättern Einhalt zu gebieten. Doch die Haradas zögern, besonders als sie Besuch von dem vorherigen Besitzer des Hauses erhalten und dieser ihnen von der Schönheit und der Seele des Baumes berichtet…

Die weiteren Geschichten handeln mal von dem Lachen eines Kindes („Das weiße Holzpferd“), der Trennung eines Geschwisterpaares in frühster Kindheit und einem späteren Wiedersehen („Das Leben meines Bruders“), mal von der Liebe einer Großmutter zu einem Fremden und das Glück, das ein verständiges Herz mit sich bringt („An der Gemäldegalerie“). Die Geschichten sind dabei niemals kitschig oder übertrieben rührselig sondern immer zurückhaltend und dennoch effektvoll inszeniert Momente, die eher nachdenklich machen und den Leser mit auf eine Reise der zwischenmenschlichen Beziehungen nehmen. Dass die Episoden niemals ein wirkliches Ende oder gar eine Moral haben, die mit erhobenen Zeigefinger vermittelt wird, ist für Jiro Taniguchi selbstverständlich.

„Von der Natur des Menschen“ ist ein Kleinod, widmet sich der Identität des Individuums und den sensiblen Gefühlen der einzelnen Persönlichkeiten. Dabei sind diese Charaktere allesamt Menschen, wie man sie überall anzutreffen vermag- und jeder hat seine eigenen Probleme und Sorgen, die es zu entdecken gibt.

Dass Jiro Taniguchi dieses Mal nicht allein die menschliche Existenz erkundet, zeigt sich daran, dass er mit dem Autoren Ryuichiro Utsumi zusammengearbeitet hat. Dieser hat alle acht Kurzgeschichten geschrieben, der Künstler hat sich dieses Mal vollkommen auf die zeichnerische Umsetzung konzentriert. Diese sind wie nicht anders zu erwarten von außerordentlich hoher Qualität und in keinem Fall mit dem gängigen Manga zu vergleichen. Jedes Panel wirkt wie ein Kunstwerk für sich, jeder Hintergrund und jedes Detail der Häuser, Personen und der Natur ist unglaublich liebevoll in Szene gesetzt. Dass die Charaktere durch und durch realistisch gehalten sind und sich dementsprechend kaum mehr mit den üblichen Mangahelden vergleichen lassen, stört nicht weiter, sind doch die Alltagsgeschichten ebenso realistisch gehalten.

„Von der Natur des Menschen“ ist jedem Leser von ernsten und realistischen Werken zu empfehlen. Das Wort Manga sollte man generell bei Jiro Taniguchis Graphic Novels außen vorlassen. Dass der Band gespiegelt in Deutschland erschienen ist der einzige Wehrmutstropfen, den man bei diesem Bandes in Kauf nehmen muss. Doch die vielen Farbseiten zu Beginn der Novel und die schöne Aufmachung machen diesen Fehler wieder wett und damit „Von der Natur des Menschen“ zu einem äußert anspruchsvollen Werk, fernab der Mangas, die man ansonsten auf dem deutschen Markt findet…

© Koriko

Von der Natur des Menschen : © 1993 Jiro Taniguchi/ Ryuichiro Utsumi, Shogakukan Inc./ Carlsen

Vassalord.

Name: Vassalord.
Englischer Name: Vassalord.
Originaltitel: Vassalord.
Herausgebracht: Japan: MAG Garden 2006
Deutschland: Tokyopop 2010
Mangaka: Nanae Chrono
Bände: 7 Bände
Preis pro Band: 6,95 €

Vassalord. Band 1Story:
Der junge Vampirjäger und Cyborg Charly J. Chrishunds arbeitet für den Vatikan und hat es sich zum Ziel gesetzt im Auftrag der Kirche Vampire zu beseitigen. Dass er selbst ein Vampir ist wiegt schwer und stürzt ihn regelmäßig in Verzweiflung, da es ihm nicht gelingt seinen Hunger im Zaum zu halten und er dann immer wieder seinen Erschaffer den Vampir Johnny Rayflo aufsuchen muss, um von ihm zu trinken. Rayflo selbst nutzt zumeist die Gelegenheit sich an seinen jungen Schützling heranzumachen und ihm mehrere doppeldeutige Angebote zu machen. Rayflo hat seinen Spaß daran Charly den zweifelhaften Spitznamen Cherry (japanisch für Jungfrau) zu geben und schließt sich ihm schließlich bei seinen Missionen an, insbesondere wenn diese Charly ins Ausland führen und er seinen „Meister“ als Futterquelle benötigt.

So verschlägt das ungleiche Duo zunächst nach China. Dort wird ein Kindvampir von der Kirche für Untersuchungszwecken gefangen gehalten und Charly wird ein seltsamer Handel angeboten. Um endlich ein vollständiger Priester zu werden zu können, soll Charley seinen Meister Rayflo den Geistlichen überlassen und sich dafür um Marie kümmern, den Kindvampir. Charley ist entsetzt und beschließt allein bei dem Treffen mit den Geistlichen aufzutauchen. Doch Rayflo lässt sich nicht so leicht zurückweisen und begleitet Charley, da er genau weiß, wie viel diesem der Eintritt ins Priesteramt bedeutet. Doch als sie dort ankommen, müssen sie feststellen, dass Marie sich ihrer Aufpasser entledigt und ein Blutbad angerichtet hat. Zudem verbindet sie einiges mit Rayflo und schließlich kommt es zum Kampf zwischen Charley und Marie, bei dem sich letztendlich auch Rayflo einmischen muss…

Nachdem sie halbwegs glimpflich ihre Mission in China hinter sich gebracht haben, erwartet sie in Amerika bereits der nächste Auftrag. Charley und Rayflo mischen sich unter die Besucher einer protestantischen Feierlichkeit der heiligen Neo-Union Church. Dort geht einiges nicht mit rechten Dingen zu und als direkt im Anschluss der Predigt des Geistlichen Mailers das riesige Kreuz herunterfällt, den Pastor halb erschlägt und eine tote Frau gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Zeitgleich treffen Charley und Rayflo auf die junge Cheryl, die Untersuchungen in der Kirche anstellt und stolpern geradewegs in einen riesigen Komplott. Dass ausgerechnet sie als Täter verdächtigt werden ist nur der Anfang einer weitreichenden Geschichte, in der die geheimnisvolle Substanz „Vassalord“ eine wichtige Rolle spielt…

Vassalord. Band 2Eigene Meinung:
Nachdem Nanae Chrono bereits in „Peace Maker Kurogane“ beweisen konnte, dass sie Action, Situationskomik und Drama wunderbar miteinander kombinieren kann, gibt sie der Mischung nun noch Mystery und einen Hauch Boys Love hinzu. Dieses Mal kann sie sich richtig austoben, was weiblichen Fanservice betrifft und so ist es nicht verwunderlich, dass nicht nur der Leser in Charley und Rayflo ein Pärchen sehen, sondern auch etliche Nebencharaktere. Teilweise sind die Szenen keine wirklichen Andeutungen mehr, sondern einfach mehr. So könnten gerade diese Sequenzen einigen Boys Love Hassern böse aufstoßen und dafür sorgen, dass sie „Vassalord.“ gleich wieder aus der Hand legen. Dabei hat die Mangareihe wirklich einiges zu bieten, wenn man sich die Zeit nimmt und Rayflo und Charley auf ihren Abenteuern begleitet. Nanae Chrono gelingt es perfekt die Waage zwischen Action und Slapstick, Drama und angedeuteter Erotik zu halten. Dabei entwickelt sich nur nach und nach eine interessante Geschichte und erst ab Band zwei erkennt man den eigentlichen roten Handlungsfaden. Immer wieder werden einige Rückblenden eingewebt, die zeigen, wie sich Charley und Rayflo kennengelernt haben oder wie Rayflo selbst zu einem Vampir wurde. Später spielt auch noch Rayflos Erschaffer eine größere Rolle.

Nanae Chrono führt etliche interessante und individuelle Charaktere ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten und erschafft dadurch ein komplett eigenes Universum. Es macht Spaß die Dialoge zwischen den Charakteren zu verfolgen, die vielen Hinweise und Rätsel zu entdecken und nach und nach die Geheimnisse um Vassalord aufzudecken.

Zeichnerisch ist „Vassalord.“ eine echte Perle. Die Mangaka versteht es jede Figur individuell und eigen zu gestalten, so dass sie nicht austauschbar sind, sondern eigene Gesichtszüge und Besonderheiten haben. Dabei ist es wirklich erfrischend einmal echte Männer mit Muskeln und kantigen Gesichtern zu sehen, die nicht unbedingt dem üblichen Bishonen- Standart entsprechen. Doch auch sonst kann Nanae Chrono überzeugen. Der Manga ist dynamisch umgesetzt und die Mangaka scheut sich nicht vor Kampfszenen und jeder Menge Action, was in Kombination mit den Dialogen und der knisternden Beziehung zwischen Rayflo und Charley eine interessante Mischung ergibt.

Insgesamt ist „Vassalord.“ schwer in eine Schublade einzuordnen, ebenso wenig wie „Black Butler“ und bedient mit einer spannenden, mysteriösen Handlung und individuellen Charakteren mehrere Genres. Jeder der ungewöhnliche, actiongeladene Mangas mag und sich nicht an den Boys Love Andeutungen stört, sollte „Vassalord.“ eine Chance geben. Es lohnt sich!

© Koriko

Vassalord: © 2006 Nanae Chrono, Mag GARDEN Corporation / Tokyopop

Variante

Name: Variante
Englischer Name: Variante
Originaltitel: Variante – Requiem for the World
Herausgebracht: Japan: Fujimishobo 2004
Deutschland: EMA 2012
Mangaka: Iqura Sugimoto
Bände: 4 Bände
Preis pro Band: 7,00 €

Variante Band 1Story
Aiko Hosho führt das ganz normale Leben eines 15-jährigen Teenagers. Sie ist eher ruhig und unauffällig, spielt ihren Eltern zuliebe Klavier und hat für ihre Freundin Sachi immer ein offenes Ohr. All das ändert sich schlagartig, als ihre Eltern von einem entsetzlichen Monster getötet werden und auch sie den Angriff nicht überlebt. Dass sie drei Tage nach ihrem Tod wieder ins Leben zurückfindet, ist für Aiko überhaupt nicht nachvollziehbar. Außerdem hat sich ihr linker Arm verändert. Er wirkt nicht nur gröber und maskuliner, er verwandelt sich in eine unförmige, schwer kontrollierbare Waffe auch, wenn sie in Gefahr gerät oder sie sehr aufgewühlt ist.

Der junge Inspektor Sudo, der mit dem Mordfall an ihren Eltern betraut und Kochigawa, eine junge Ärztin wissen genau, was geschehen ist – Aikos Eltern wurden von einer Chimäre getötet. Außerdem besitzt Aikos linker Arm die DNA- Struktur einer Chimäre. Aiko ist mit all diesen Erkenntnissen mehr als überfordert, insbesondere da sie sich nicht genau an die Mordnacht erinnern kann. Als Sudo sie mit zu ihrem Elternhaus nimmt, um ihre Erinnerung zu wecken, flieht das Mädchen. Sie trifft auf ihre beste Freundin Sachi, die zunächst entsetzt ist, dann aber beschließt zu Aiko zu halten. Doch kaum hat Aiko endlich einen Platz gefunden, an den sie gehört, taucht eine Chimäre auf. Das Schlimmste geschieht – Sachi stirbt vor Aikos Augen. Für Aiko bedeutet dies, dass sie kämpfen muss, auch wenn sie dabei auf diesen verfluchten linken Arm bauen muss …

Woher stammt Aikos linker Arm? Was hat es mit den Chimären auf sich? Was ist in der Mordnacht wirklich passiert?

Variante Band 2Eigene Meinung:
Mit „Variante“ legt Iqura Sugimoto ein beeindruckendes, spannendes Werk vor. Wie bereits bei „A Lollypop or a Bullet“ steht ein junges Mädchen im Zentrum, dessen Welt aus den Fugen gerät, wobei bei „Variante“ alles wesentlich härter und brutaler erscheint. Aiko hat kaum Gelegenheit sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, oder einen Platz für sich zu finden. Ihre einzige Stütze wird Sudo, der sie immer noch als junges Mädchen und nicht als Monster oder Forschungsobjekt sieht. Damit ist er auch der zweite Protagonist, dessen Vergangenheit ebenfalls etwas mit Chimären zu tun hat. Auch die übrigen Charaktere sind interessant und leicht nachvollziehbar. Jeder hat einen Grund, weswegen er handelt, wie er handelt – es gibt kaum Figuren die einfach nur ohne Motive agieren.

Das macht „Variante“ sehr gut nachvollziehbar. Man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen, auch wenn diese sehr blutig und brutal ist. Sie bietet viele Ansatzpunkte, wirft Fragen auf und man fiebert dem Folgeband entgegen, um mehr über die Hintergründe herauszufinden. Außerdem möchte man als Leser erfahren, wie sich Aiko weiterentwickelt und ob sie ihr Ziel, einen Platz zu finden, erreichen kann.

Wie nicht anders zu erwarten sind die Zeichnungen Iqura Sugimotos sehr schön und stilsicher. Es gibt sehr viele Kampfszenen, die Chimären sehen aus wie Monster und Iqura Sugimoto scheut sich nicht davor Splatterszenen zu zeigen, wenn es notwendig ist. Dabei merkt man ihre Liebe zum Detail an, die sich auch in den aufwendigen Hintergründen und der Darstellung der Chimären niederschlägt. Nichtsdestotrotz hat die Künstlerin einen sehr schönen, shojohaften Zeichenstil. Gerade Aiko scheint mit ihrem kindlichen Gesicht nicht so recht in den Manga zu passen.

Insgesamt ist „Variante“ ein sehr schöner Mystery-Horror Manga, in dem Iqura Sugimoto einmal mehr zeigen kann, was sie eigentlich kann. Die Geschichte ist spannend, jedoch eher für erwachsene Leser ab 16 geeignet; die Zeichnungen sehr schön und stimmungsvoll. Wer Iqura Sugimoto mag und blutigem, gut durchdachtem Mystery-Horror nicht abgeneigt ist, sollte dem vierbändigen „Variante“ eine Chance geben. Es lohnt sich!

© Koriko

Variante: © 2004 Iqura Sugimoto, Fujimishobo Co., Ltd. / EMA

Unter einer Decke

Name: Unter einer Decke
Englischer Name:
Originaltitel: Dakara Kimi ga Itoshinda
Herausgebracht: Japan: Shinshokan 2012
Deutschland: EMA 2014
Mangaka: Ichika Hanamura
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 7,00 €

Unter einer DeckeStory:
Der aus gutem Haus stammende Ritsu und der angehende Friseur Azusa sind ein Pärchen und leben seit einigen Wochen zusammen. Da Ritsu nicht jeden Pfennig umdrehen muss gibt er sein Geld gerne für Geschenke und kleine Aufmerksamkeiten aus, um Azusa glücklich zu machen. Leider erreicht er zumeist das Gegenteil, denn seinem Partner sind diese kleinen Geschenke unangenehm, insbesondere es Azusa schwer fällt, Dinge anzunehmen und sich dafür zu revanchieren. So reden die beiden oftmals aneinander vorbei und Azusa verletzt Ritsu, obwohl er ihm doch eigentlich beweisen will, wie sehr er ihn liebt.

Als Ritsus Familienclan ihren Spross immer stärker unter Druck setzt, damit dieser endlich heiratet und seine Cousine bei Azusa vorstellig wird, begreift dieser, dass er selbst aktiv werden muss, um Ritsu an seiner Seite zu halten …

Eigene Meinung:
„Unter einer Decke“ ist ein weiterer, sehr romantischer Boys Love Manga von Ichika Hanamura, die bereits mit „Heartbeat Trio“ und „Sugar sweet Sugar“ auf sich aufmerksam gemacht hat.

Wie bei ihren bisherigen Einzelbänden liegt der Schwerpunkt auf der sehr romantischen, fast schon kitschigen Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten des Mangas. Die Geschichte ist nichts Neues – eine typische Boys Love Geschichte, wobei es ganz angenehm ist, dass die beiden Figuren nicht erst zusammenkommen müssen, sondern bereits in einer Beziehung leben. Dadurch hat die Zeichnerin einen anderen Ansatzpunkt für ihre Geschichte, wenngleich die folgenden Elemente (Heirat, weiblicher Gegner, Unsicherheit und mangelndes Vertrauen) eher stereotyp ausfallen. So kann man sich durchaus denken, wie die Handlung läuft und mit welchen Höhepunkten man als Leser zu rechnen hat (und bei Ichika Hanamura kann man sich sicher sein, dass es auch an erotischen Szenen nicht mangelt, selbst wenn diese so gar nicht zum kitschigen Inhalt des Mangas und den romantisierten Zeichnungen zu passen scheinen). Das ist ein wenig schade, da man sowohl Tiefgang als auch Charakterentwicklung vermisst, obwohl sich dies durchaus angeboten hätte, weil das Zusammenkommen der beiden jungen Männer nicht im Zentrum steht, sondern ihre Beziehung zueinander. Doch auch hier setzt Ichika Hanamura ganz auf die Romantik und die Liebesgeschichte, was im Laufe der Zeit zu sehr ins Kitschige abrutscht.

Die Charaktere sind ebenso wie die Geschichte – kitschig und sehr stereotyp. Sie wirken sehr künstlich, da sie sich kaum greifen lassen und kommen überhaupt nicht männlich daher. Das betrifft auch Ritsu, wenngleich dieser den aktiven Part in der Beziehung einnimmt. Er ist zu nachgiebig mit seinem Partner, so dass man ebenso wie Azusa eine Konfrontation vermisst, was in einer Beziehung sicherlich nichts Ungewöhnliches ist. Zwar streiten die beiden miteinander, aber Ichika Hanamura bringt diese Punkte nicht glaubwürdig herüber, weil man einfach keine Spannung zwischen den Figuren spürt, keine Wut, keine Eifersucht und keine heftigen Gefühlsausbrüche. Auch Azusa wirkt sehr unrealistisch in seinem Verhalten, so dass es einem als Leser schwer fällt die Hauptcharaktere zu erfassen.

Zeichnerisch bietet Ichika Hanamura solide Kost, wunderschöne, sehr feine Zeichnungen, ätherisch wirkenden Charaktere und sehr stimmige Bildkompositionen. Die Mangaka hat ein Faible für detaillierte Haare und sehr stimmungsvoll ausgearbeitete Gesichter, was sich auch in den farbigen Illustrationen niederschlägt. Das täuscht mitunter über die anatomischen Schwächen hinweg, da Ichika Hanamura gerade den menschlichen Oberkörper ein wenig zu lang darstellt, ebenso Arme und Beine. Zumeist lenken jedoch die fein ausgearbeitete Haare und Gesichter, ebenso die romantischen Details von diesen kleinen Ungenauigkeiten ab.

„Unter einer Decke“ ist ein sehr romantischer, schön gezeichneter Boys Love Manga, der aufgrund seiner kitschigen Liebesgeschichte und der schwer greifbaren Charaktere eher etwas für Fans der Künstlerin ist, als für BL Liebhaber, die sich nach realistischen Stoffen sehnen. Der Manga ist sehr kitschig geraten, die Schwerpunkte liegen definitiv auf der Romantik, der zarten Liebesbeziehung zwischen Azusa und Ritsu und der leichten Dramatik, die durch Ritsus Familie hinzukommt. Wer realistische, tiefgründige Mangas sucht, ist mit „Unter einer Decke“ definitiv falsch beraten – Fans von shojohafter Romance, die kein Problem mit Erotik haben, können einen Blick riskieren.

© Koriko

Unter einer Decke: © 2012 Ichika Hanamura, Shinshokan Co.,Ltd. / EMA

Unsichtbare Liebe

Name: Unsichtbare Liebe
Englischer Name:
Originaltitel: Kimi no ai wa Mienikui
Herausgebracht: Japan: Houbunsha 2005
Deutschland: Tokyopop 2009
Mangaka: Rie Honjoh
Bände: 2 Bände
Preis pro Band: 6,95 €

Unsichtbare Liebe Band 1Story:
Inori und Seno sind seit Ewigkeiten die besten Freunde und sie haben scheinbar keine Geheimnisse voreinander. Inori vertraut all seine Probleme Seno an, besonders wenn ihn wieder einmal ein Mädchen verlassen hat. Und das ist recht häufig der Fall, auch wenn Inori die Beziehungen nie selbst beendet, sondern vielmehr indirekt daran Schuld ist. Seno hilft ihm immer wieder eine neue Freundin zu finden- er selbst hat jedoch keinerlei Interessen an dem weiblichen Geschlecht. Als Inori nach einem kurzen Date von einem Mädchen richtig vor den Kopf gestoßen wird, beschließt er sich mit Seno richtig vollaufen zu lassen. Doch der Abend endet anders als erwartet- Seno ist vor Inori betrunken und plötzlich weitaus geschwätziger, als jemals zuvor. Er gesteht Inori seine Liebe, hält er seinen Freund doch für einen Boy vom Sexservice. Inori ist zwar erschrocken, doch urplötzlich werden ihm viele Dinge klar, die er zuvor nie direkt einordnen konnte. Er beschließt auf Senos Avancen einzugehen, doch nach der heißen Nacht glaubt Seno, dass all das Erlebte nur ein Traum gewesen ist. Nun hat es Inori doppelt schwer- er hat zwar erkannt, dass er mit Seno eine Beziehung haben möchte, doch zuvor will er unbedingt von dem nüchternen Seno die drei wichtigen Worte hören. Zu dumm, dass Seno ebenso weitermacht wie zuvor und sich zu gar keiner Aussprache hinreißen lässt…

Der Manga beinhaltet noch fünf weitere Kurzgeschichten, die sich allesamt um dasselbe drehen- zwei Männern, die zueinander finden müssen. Natürlich enden all diese Romanzen im Bett, sei es nun bei der Beziehung zwischen Goichi und Jinryo, zwei Angestellten eines Bekleidungshauses oder Nishimura und Sugawara, die sich in einem reinen Jungeninternat ein Zimmer teilen. Lediglich die Geschichte „Die Wärme deiner Hand“ fällt ein wenig aus der Reihe, da sie eine etwas tiefgründigere Geschichte erzählt und sich nicht auf die reine Romanze beschränkt. Als Takeru klein war, hat er sich auf der Suche nach der Schneefrau in den Bergen verirrt und ist fast gestorben. In letzter Sekunde wurde er von einem jungen Mann und einem Hilfstrupp geborgen. Jahre später trifft Takeru auf Yukihiko und die beiden werden Freunde. Schon bald sind sie unzertrennlich und schließlich wird ihre Beziehung intimer und sie schlafen miteinander. Takeru muss zugeben, sich in Yuki verliebt zu haben, doch nach der gemeinsamen Nacht offenbart Yuki ein grausiges Geheimnis, dass mit der Vergangenheit Takerus zu tun hat- dem Tag in den Bergen…

Unsichtbare Liebe Band 2Eigene Meinung
„Unsichtbare Liebe“ ist wie die anderen Werke Rie Honjohs. Storytechnisch gesehen ist der Manga flach und weist keinerlei innovativen Handlungsstränge auf. Das zeigt sich allein schon an der Vielzahl der Kurzgeschichten, in denen es wie auch in der Hauptgeschichte nur um das Eine geht- das Zusammenbringen zweier Männer und der anschließende Matrazensport. Dementsprechend ist der Manga erst „ab 18“ zugelassen, gleich wenn er nicht so grafisch geraten ist, wie ihre anderen Werke. Das sogar die Autorin „aus Versehen“ einen Charakter in zwei verschiedenen Geschichten mit unterschiedlichem Namen eingebaut hat (das Aussehen und der Charakter sind identisch) zeigt, wie wenig Gedanken sie sich um die Charaktere selbst gemacht hat, auch wenn sie sich im Nachwort dafür entschuldigt.

Das macht den Comic zu einem solch austauschbaren Werk besonders hinsichtlich der anderen Werke von Rie Honjoh, dass man sich fast fragen muss, ob die Zeichnerin überhaupt noch Ideen hat. Zumeist zeichnet sie Beziehungen zwischen Schülern oder Studenten, folgt dem üblichen Schema und langweilt in diesem Fall die Leser. Nahezu jeder Manga handelt von Schülern und es irritiert mich sogar ein wenig, dass es von „Unsichtbare Liebe“ noch einen weiteren Band geben soll.

Die Zeichnungen sind wie immer sehr exakt und akkurat- Rie Honjoh hat einen sehr eleganten und schönen Stil, geizt nicht mit hübschen Männern und bietet dem geneigten Boys Love Leser jede Menge zum Anschauen.

Wer sich nicht an der Einfallslosigkeit der Geschichten stört und jede Menge erotische Szenen in einem Band versammelt haben möchte, für den ist „Unsichtbare Liebe“ sicherlich das Richtige, auch Rie Honjoh Fans werden um den Band nicht herum kommen. Wer jedoch genug von den typischen Schülerstories und dem Einheitsbrei des Boys Love-Genres hat, sollte um dieses Werk einen Bogen machen…

© Koriko

Unsichtbare Liebe: © 2005 Rie Honjoh, Houbunsha Co.,Ltd. / Tokyopop

Under Grand Hotel

Name: Under Grand Hotel
Englischer Name: Under Grand Hotel
Originaltitel: UNDER GRAND HOTEL
Herausgebracht: Japan: Futabasha / Shusuisha 2009
Deutschland: Tokyopop 2012
Mangaka: Mika Sadahiro
Bände: 2 Bände
Preis pro Band: 9,95 €

Under Grand Hotel Band 1Story:
Nachdem er für den Mord an einem Mann zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde, wird der Japaner Sen in eines der sichersten Gefängnisse der USA gebracht – das Under Ground Hotel, was von vielen Insassen „Under Grand Hotel“ genannt wird. Die Sitten sind rau – die Starken „fressen“ die Schwachen. Und da es keinerlei Frauen gibt, müssen sich die Männer anderweitig Abhilfe verschaffen.

Sen, der eigentlich nicht homosexuell ist, bemerkt schnell, dass auf seine Wünsche keine Rücksicht genommen wird. Als der psychisch gestörte Lain ihn beinah tötet, wird er von Sword Fish, dem Shutcall des Gefängnisses (dem Boss unter den Gefangenen) gerettet. Zudem sorgt Sword dafür, dass Sen in seine Zelle zieht, da er ein Auge auf den zierlichen Japaner geworfen hat. Doch so schnell lässt Sen den Amerikaner nicht zum Zuge kommen, gleich wie viel Sicherheit und Schutz Sword bedeutet. Erst als eine Gruppe Männer Sen in einem Lagerraum auflauert und ihn vergewaltigt, begibt er sich freiwillig in Swords Hände. Sens Tage und Nächte werden fortan von Sword bestimmt, auch wenn Sen darauf Wert legt sich nicht gänzlich unterzuordnen. Im Laufe der Zeit erwachen jedoch ganz andere Gefühle in Sen und auch Sword, der Schwule eigentlich nicht ausstehen kann und verheiratet ist, verändert sich immer mehr.

Ihre Gefühle füreinander sorgen jedoch immer wieder für Probleme, so beispielsweise Norman, der zuvor Swords Geliebter war und sich für Sen interessiert. Doch auch als der neue Gefängnisdirektor Travis wird auf sie aufmerksam und spielt ein gefährliches Spiel …

Eigene Meinung:
Mit „Under Grand Hotel“ von Mika Sadahiro wagt sich Tokyopop einmal mehr in die Hardcore Gefilde des Boys Love Bereiches vor. Die Altersfreigabe ist mehr als gerechtfertigt, geht es doch wesentlich häufiger und teilweise auch expliziter und brutaler zur Sache als beispielsweise in Yamane Ayanos „Finder“- Reihe oder „Black Sun“ von Uki Ogasawara. Der Manga dreht sich daher weitestgehend nur um das Eine, wenngleich es durchaus einige interessante Grundideen gibt. Dennoch wirken diese teilweise aufgesetzt, als dienen sie nur dazu Sen und Sword miteinander in die Falle hüpfen zu lassen. Erst im Laufe der Handlung baut Mika Sadahiro einen roten Faden, in Form des Gefängnisdirektors Travis und des Gefangenen Walter, ein. Beide lenken die Geschichte in spannendere, thrillerähnliche Bahnen. So macht es durchaus Spaß den Manga zu lesen, wenngleich die vielen Sexszenen beinah zu viel sind. Letztere sind zumeist weder romantisch, noch dienen sie dazu die Liebe zwischen den beiden Protagonisten zur Schau zu stellen – es ist einfach Sex, ohne viel Kitsch drum herum. Somit sind auch die Dialoge und Gespräche teils sehr deftig, rau und direkt. Zartbesaitete Gemüter sollten sich also wirklich überlegen, ob „Under Grand Hotel“ die richtige Lektüre für sie ist.

Under Grand Hotel Band 2Ein weiterer Pluspunkt sind die halbwegs realistischen und interessanten Charaktere, die sind nichts mit den gängigen Boys Love Stereotypen gemein haben. Weder Sword noch Sen rutschen ins Klischee ab, selbst als sie sich ineinander verlieben haftet ihnen sehr viel Realität und Ernsthaftigkeit an. Im Laufe der Handlung erfährt man mehr über die beiden Charaktere, aber auch Nebenfiguren wie Norman, Travis oder Walter werden beleuchtet. Insgesamt passen die Figuren gut zum Manga und wirken nicht zu überspitzt und unrealistisch.

Zeichnerisch ist „Under Grand Hotel“ Geschmackssache. Mika Sadahiro hat einen gewöhnungsbedürftigen Stil, da hin und wieder die Anatomie der Gesichter und der Körper nicht stimmt. Dafür sind die erotischen Szenen sehr detailliert und abwechslungsreich, so dass es in dieser Beziehung nicht langweilig wird. Doch auch Kampfszenen und schwierige Perspektiven bereiten der Mangaka kaum Probleme und können durchaus überzeugen. Hin und wieder schleichen sich zwar Fehler ein oder der Bildaufbau wirkt ein wenig statisch, doch darüber kann man hinwegsehen.

Insgesamt ist „Under Grand Hotel“ ein Muss für alle Hardcore- Boys Love- Fans. Wer harte, realistische Geschichten mag und wen die schmutzigen Sexszenen und sie rauen Dialoge nicht stören, der sollte zugreifen. Mika Sadahiro Zeichnungen sind zwar fernab des üblichen bishonenhaften, filigranen Boys Love- Stils, doch da diese zur Geschichte passen, sind sie ein weiterer Pluspunkt. Fans des Genres, die eher die romantischen und gefühlvollen Geschichten bevorzugen sollten um „Under Grand Hotel“ einen Bogen machen. Er ist nicht umsonst mit „18+“ belabelt und zur Zeit einer der härtesten Boys Love Mangas auf dem deutschen Markt.

© Koriko

Under Grand Hotel: © 2009 Mika Sadahiro, Futabasha Publishing Ltd. and Shusuisha Inc. / Tokyopop

Träume in Pastell

Name: Träume in Pastell
Englischer Name:
Originaltitel: Träume in Pastell
Herausgebracht: Deutschland: Tokyopop 2012
Mangaka: Natalie Wormsbecher
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 19,95 €

Träume in PastellInhalt:
Seit über 6 Jahren ist die deutsche Künstlerin Natalie Wormsbecher alias Menolly nahezu jedem Mangafan ein Begriff. Mit ihren wunderschönen, romantischen Geschichten und ihrem schlichten, einzigartigen Stil eroberte sie das Herz der Leser im Sturm. Nach den beiden Einzelbänden „Summer Rain“ und „Dämonenjunge Lain“ und der fünfbändigen Fantasy- Shojo- Reihe „Life Tree’s Guardian“ erschien nun das Artbook „Träume in Pastell“, in dem alle farbigen Bilder ihrer Mangas enthalten sind.

Das Artbook kommt mit einem stabilen Schutzumschlag daher, hinter dem sich eine Skizze der Coverzeichnung verbirgt. Dem Buch liegen drei Postkarten bei (je eine zu ihren drei Serien), sowie ein Stickerbogen, auf denen SD-Versionen der Hauptcharaktere zu sehen sind. Darüber hinaus enthält das Buch ein ausklappbares Farbposter auf dem May und June aus „Life Tree’s Guardian“ abgebildet sind.

Nach dem Inhaltsverzeichnis folgt ein knapp 70 Seiten starker Illustrationsteil, der chronologisch geordnet ist. Daher machen die vollfarbigen Buntstiftbilder zu Natalie Wormbechers Debüt „Summer Rain“ auch den Anfang, gefolgt von den Zeichnungen zu „Dämonenjunge Lain“. Wie nicht anders zu erwarten, nehmen die Illustrationen zu „Life Tree’s Guardian“ den Löwenanteil der Galerie ein. Auf beinah 50 Seiten findet man Coverillustrationen, die Kapitelcover des Mangas in Farbe, Einzelbilder und Charakterstudien.

Dem schönen Galerieteil schließt sich der Kurzmanga „Versprochen“ an, der speziell für das Artbook entstanden ist. In diesem geht es um Niki, deren beste Freundin gestorben ist und die seitdem von dem gleichaltrigen Theo angebaggert wird.

Ein (leider zu) kurzes Interview mit der Künstlerin, in dem sie aus dem Nähkästchen plaudert und über neue Projekte spricht, sowie eine Werksübersicht mit knappen Informationen runden das Artbook ab.

Eigene Meinung:
Mit „Träume in Pastell“ geht der Wunsch vieler Fans in Erfüllung die verträumten Buntstift- Illustrationen von Natalie Wormsbecher in einem Artbook gesammelt erwerben zu können. Neben vielen bekannten Illustrationen bietet „Träume in Pastell“ einige bisher unveröffentlichte Zeichnungen bzw. Kurzmanga, sowie einige hübsche Gimmicks, wie die drei Postkarten und die Sticker. Dank der farblichen Rahmen und des stabilen Umschlages ist Tokyopop die Aufmachung gelungen. Lediglich der Informationsgehalt kommt ein wenig kurz – ein wenig mehr Hintergrundgedanken zu ihren Werken und den Charakteren oder ein längeres Interview wären nicht schlecht gewesen.

Wer die schlichen, shojohaften Buntstiftzeichnungen von Natalie Wormsbecher mag, dem wird das Artbook gefallen. Es bietet einen schönen Überblick über die Entwicklung einer deutschen Mangakünstlerin und ihre Mangas. Ein Muss für Shojofans und solche, die deutsche Zeichner unterstützen wollen.

© Koriko

Träume in Pastell: © 2012 Natalie Wormsbecher, Tokyopop

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