Fire Fire Fire

Name: Fire Fire Fire
Englischer Name: Fire Fire Fire
Originaltitel: Fire Fire Fire – Triple Fire
Herausgebracht: Japan: Shueisha 2009
Deutschland: Kazé 2015
Mangaka: Shouji Sato
Bände: Japan: 2 Bände
Deutschland: Einzelband
Preis pro Band: 14,00 €

Story
Den jugendlichen Kämpfer und Möchtegernheld Jiga Kirishima zieht es von einem einsamen Nest in die große Stadt. Dort will er eine Frau finden, mit der er glücklich sein Leben teilen möchte. Dumm nur, dass Jiga ein absoluter Hinterwäldler ist. Unversehens landet er im Rotlichtviertel, wo er bis auf die Unterhose ausgeraubt wird. Beim Versuch seine Sachen zurückzuholen, legt er sich mit mächtigen Feinden an. Doch er hat Glück im Unglück: Seine Stärke und sein Mut imponieren Fay, der Geliebten des örtlichen Gangsterbosses, derart, dass sie sich Jiga anschließt und ihm sogar das wertvolle Schwert Orochimaru zurückgibt.

Als sich auch noch der Cyborg Shishima dem ungleichen Paar anschließt, ist das Chaos scheinbar perfekt. Dann aber tritt die Geheimorganisation L.E.N. auf den Plan. Deren Spezialagent tötet scheinbar willkürlich eine Prostituierte, mit der sich Jiga angefreundet hatte. Eine actionreiche Jagd beginnt.

Und was ist das für ein Geheimnis, dass die hübsche Fay mit der Geheimorganisation verbindet?

Eigene Meinung
Neben seiner Arbeit als Illustrator für den Zombie-Manga „Highschool oft he Dead“ blieb Zeichner Shouji Sato nicht untätig, sondern publizierte auch eigenständige Werke. Vor Beginn der noch laufenden Serie „Triage X“ brachte er mit „Fire Fire Fire“ eine Miniserie auf den Markt. Leider merkt man bei dieser Story arg, dass Sato sich im Ausdenken von Handlungen geübt hat. Das Ergebnis kann man am ehesten als klassischen Battle-Manga für Erwachsene bezeichnen. Wären die Charaktere nicht allesamt gut bestückt und ihr Antlitz nicht klar dem Ecchi-Bereich zuzuordnen, hätten die Handlung und das (inhaltliche) Characterdesign auch aus einem Shonen-Manga sein können. Besonders plump kommt der männliche Hauptcharakter daher, der zudem als einziger kein Bishonen ist. Aber auch bei den weiblichen Figuren kann von Charakterentwicklung kaum die Rede sein, dafür fallen aber ausnahmslos allen fast die Brüste aus den Oberteilen.

Was inhaltlich enttäuscht, mag v.a. für männliche Leser zumindest optisch sehenswert sein, denn Kostüme und Posen sind durchaus heiß. In diesem Sinne darf man denn auch den Titel interpretieren, wobei zumindest für japanische Leser auch ein Wortspiel eingebaut sein dürfte (das Schriftzeichen für „Feuer“ und das Zeichen für „Kraft“ kann man mit der gleichen Silbe lesen).

Kazé bringt die im Original zweibändige Serie für das deutschsprachige Publikum als großformatigen Doppelband inklusive Farbseiten und zweier Ausklappposter heraus. Wem die Optik reicht, dem sei dieser vergleichsweise günstige Band anempfohlen, alle anderen sollten sich eher an „Triage X“ halten.

© Rockita

Fire Fire Fire: © 2009:  Shouji Sato  Shueisha / Kazé

 

Maria, the Virgin Witch

Name: Maria, the Virgin Witch
Englischer Name: Maria, the Virgin Witch
Originaltitel: Junketsu no Maria
Herausgebracht: Japan: Kodansha 2010
Deutschland: Kazé 2016
Mangaka: Masayuki Ishikawa
Bände: 3 Bände
Preis pro Band: 6,95 €

Story
Die junge Maria lebt in einem Wald, verkauft Kräutermischungen und… ist eine Hexe. Obwohl sie alles dafür tut, um sich ein klassisches Hexen-Image anzueignen, entspricht sie in keiner Weise den gängigen Klischees. Schließlich ist sie freundlich und umgänglich und möchte gerne den Menschen helfen. Die Bevölkerung kann ihre Hilfe auch gut gebrauchen. Es ist kein Zuckerschlecken Ende des 14. Jahrhundert in Frankreich zu leben. Seit Jahrzehnten bringen die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich blutige Schlachten, Leid und Elend in das Land. Da können doch Kräuterpackungen nicht das Einzige sein, womit den Menschen geholfen werden kann.

Maria ist sich sicher: Nur ein andauernder Frieden könnte mittelfristig eine Verbesserung der Lage bewirken. Zu diesem Zweck hat sie sich einen Sukkubus erschaffen, ein weiblichen Hilfsdämon: Artemis. Die ist nicht nur eine Stimme der Vernunft für die häufig unbedarfte Maria, sondern weiß ihren äußerst gut bestückten Körper auch zielgerichtet einzusetzen. Des Nachts schleicht sie sich in die Feldlager und Festungen der Kriegsgegner und verführt die Befehlshaber, um ihnen die Kriegslust auszutreiben.

An sich eine Strategie, die greift. Aber was tun bei den homosexuellen Befehlshabern, die immer mal wieder Artemis Sexappeal wiederstehen? Ganz klar, es muss ein Inkubus, ein männlicher Partner für Artemis, her. Blöd nur, dass Maria zwar Tiere in Hilfsdämonen verwandeln kann, aber nur Dinge schaffen kann, die sie schon einmal gesehen hat. So kommt es, dass der neue Inkubus Priapus zwischen den Beinen etwas unvollkommen gerät. Denn Maria ist selbst Jungfrau! An sich würde sie gerne ihre Unschuld verlieren, doch andererseits…

Und da ist auch noch der Erzengel Michael. Der sieht es gar nicht gerne, wenn sich kleine Hexen in die großen Spiele der Politik einmischen.

Eigene Meinung
„Make Love not War“- Der Slogan der Friedensbewegung der 1960er und 70er-Jahre ist in „Maria, the Virgin Witch“ im Mittelalter Programm. Die Strategie, mit der die Protagonistin den Hundertjährigen Krieg beenden will, wirkt schon arg gezwungen. Und so dünn geht die Handlung denn auch weiter, trotz verschiedentlicher personeller Ergänzungen. Insbesondere liegt das an den oberflächlichen Charakteren, auf deren Innenleben entweder gar nicht eingegangen wird oder die in ihrer Konzeption ohne Entwicklungsmöglichkeit festhängen. Da wird schon einiges an interessantem Potenzial liegen gelassen. Auf der anderen Seite steht die Protagonistin Maria da als rastlose Person, die selbst nicht so ganz genau weiß, was sie will oder was ihre Prioritäten sind. Das fragt sich der Erzengel Michael ebenso wieder die Lesenden.

Optisch gesehen überzeugt der Manga deutlich mehr. Die Hintergründe, aber auch Bekleidung und Accessoires, sind reich an Schraffuren und schaffen auf natürliche Weise Substanz und Tiefe. Die detailreichen Zeichnungen sind ein echter Hingucker.

© Rockita

Maria, The Virgin Witch: © 2010  Masayuki Ishikawa  Kodansha / Kazé

 

Dimension W

Name: Dimension W
Englischer Name: Dimension W
Originaltitel: Dimension W
Herausgebracht: Japan: Square Enix 2012
Deutschland: KAZÉ 2016
Mangaka: Yuji Iwahara
Bände: 16 Bände, wird fortgesetzt
Preis pro Band: 6,95 €

Story
Im 21. Jahrhundert gelang es der Forschung, den Traum des Wissenschaftlers Nikola Tesla zu verwirklichen. Innerhalb weniger Jahrzehnte schufen Forscher ein weltweites Netz zur drahtlosen Energiegewinnung. Zum Schlüsselinstrument wurden Dimensionsspulen, sogenannte „Coils“, die die Energie aus Speichern in der vierten Dimension abrufen können.

Im Jahr 2072 hält die Firma „New Tesla Energy“ das Monopol auf Coils und damit den gesamten Energiemarkt in den Händen. Daneben floriert in den dunklen Gassen der Vorstädte der Schwarzhandel mit Coils. So bildete sich ein eigener Berufszweig, der der „Collectors“. Gegen Bezahlung sammeln sie illegale Coils wieder ein, indem sie deren meist nicht besonders tugendhafte Besitzer hochnehmen.

Einer dieser „Collectors“ ist Kyoma Mabuchi. Er ist ein Ass seiner Zunft, der noch jeden Auftrag erfüllt hat. Aber Kyoma  ist auch exzentrisch und ein wenig verschroben. Selbst nutzt er gerade mal eine kleine Coil in seinem Handy, ansonsten lebt er nahezu analog. Seiner Chefin, der ebenso imposanten wie konsequenten Mary, ist der Spleen ihres angestellten herzlich egal, solange dieser seine Arbeit macht.

Eines Tages ändert eine zufällige Begegnung alles. Während eines Auftrags trifft Kyoma auf das Androiden-Mädchen Mira. Nach einer Explosion in der Nähe, die einen Kurzschluss bei Miras Antriebscoil verursacht, nimmt Kyoma sie kurzentschlossen mit zu seiner Firma. Dort ist man begeistert: Obwohl Mira ein Roboter ist, wirkt ihr Verhalten eher wie das einer menschlichen Jugendlichen. Sie ist so perfekt konstruiert, dass sie nur von den Erfindern der Andriodentechnologie erbaut worden sein kann, dem Ehepaar Yurizaki. Doch die Yurizakis sind eigentlich seit Jahren verschollen… Ist das der Grund, weswegen nach Mira gesucht wird? Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter?

Eigene Meinung
Endlich wieder Nachschub auf dem Science-Fiction-Markt, der sich sehen lassen kann. Iwahara spricht mit der sauberen Energiegewinnung ein brandaktuelles Thema an und verpackt es in eine actiongeladene Hunter-/Cyberpunk-Story. Das Grundkonstrukt Söldner feat. Roboter(mädchen) mag alles andere als neu sein. In „Dimension W“ aber sind zwei Dinge erfrischend anders: Es gibt keinen Handlungsstrang, in dem Android Mira menschliches Verhalten erlernen will. Im Gegenteil: Durch Schwanz und Ohren ist sie deutlich von Menschen zu unterscheiden. Und Zweitens: Der Hauptcharakter trägt seine belastete Vergangenheit nicht über Gebühr in die Handlung hinein.

Protagonist Kyoma gibt den analogen Eigenbrötler, der sehr an seinen geliebten Sportwagen erinnert: Ein letztes Relikt aus einer Ära, die in ihren Ausläufen begriffen ist. In einer stoischen Lockerheit geht er mit seiner Machtlosigkeit um, die Entwicklung der Dinge aufzuhalten.

Die ganze Serie verbindet den Scharm von „Cowboy Bepop“ mit der Lockerheit von „Samurai Champloo“ und Atmosphäre von „Solty Rei“. Dazu tragen die Charaktere bei. Insbesondere ist es aber die optische Gesamtkomposition aus Figuren vor einem utopisch-realistischen Hintergrund, die den Reiz dieser Serie ausmacht. Da ist man wirklich auf die Fortsetzung gespannt.

© Rockita

Dimension W: © 2012  Yuji Iwahara  Square Enix / Kazé

Boxen

 

Aldnoah.Zero

Name: Aldnoah.Zero
Englischer Name: Aldnoah.Zero
Originaltitel: Aldnoah.Zero
Herausgebracht: Japan: Houbunsha 2014
Deutschland: KAZÉ 2015
Mangaka: Olympus Knights
Bände: 4 Bände
Preis pro Band: 6,95 €

Story
Vor mehreren Generationen verließen einige Menschen die Erde, um sich auf dem Feuerplaneten Vers anzusiedeln. Über die Jahre der Trennung entwickelte sich eine zunehmende Entfremdung zwischen beiden Gruppen, umso mehr, nachdem die Bewohner von Vers die sogenannte „Erleuchtung von Aldnoah“ empfangen hatten und in kurzer Zeit ein wesentlich höheres Niveau der Technik erreichten. Von da an blickten sie herablassend auf die „unterentwickelten“ Erdlinge.

15 Jahre nach dem letzten großen Krieg zwischen der Erde und Vers herrscht ein brüchiger Frieden, dem niemand noch längere Dauer prophezeit. In dieser schwierigen Situation macht sich Asseylum, die Prinzessin von Vers, als Botschafterin auf den Weg zur Erde. Inspiriert von ihrem von der Erde stammenden Diener und Freund Slaine, möchte sie um jeden Preis den Frieden erhalten. Doch kaum auf der Erde und in Japan angekommen, wird auf den königlichen Tross ein Anschlag verübt, dem die Prinzessin und ihr Gefolge scheinbar zum Opfer fallen. Diese diplomatische Katastrophe nehmen die im Orbit der Erde stationierten Ritter von Vers als Anlass, um erneut die Erde anzugreifen und Vergeltung zu üben.

Unvermittelt geraten der Oberschüler Inaho und seine Freunde mitten in das Getöse der Schlacht. Zwar haben sie, wie alle japanischen Schüler, auch militärische Fächer im Unterricht behandelt, doch reales Kampfgeschehen unter Lebensgefahr erweist sich schnell als ganz besondere Herausforderung.

Auf der anderen Seite kämpft verzweifelt Slaine, der den Verlust seiner Prinzessin nicht ertragen kann. Aber ist Asseylum wirklich tot?

Eigene Meinung
„Aldnoah.Zero“ ist der Manga zur gleichnamigen 24-teiligen Anime-Serie aus dem Studio A-1 Pictures (erschienen auf Deutsch bei Kazé). Ein vorgeschobenes Attentat, das als Teil einer Verschwörung den lange schwelenden Krieg zwischen Menschen der Erde und des Weltalls auslöst. Inmitten den Trubels: Zwei junge Männer, die ihre Bestimmung suchen und eine Prinzessin, die am liebsten den Frieden hätte. Die dünne Handlung dieses klassischen Erde-Weltraum-Märchens ist schon arg dünn und kann mit  den Klassikern des Mecha-Genres wie „Gundam“ oder „Macross“ nicht mithalten.

Hier wird der Horizont von Jüngeren bedient, denen es weniger um politische oder moralische Erwägungen geht, als um ordentliche Action und interessante Schlachten, die durch technische Überlegenheit, aber auch taktisches Know-how entschieden werden. Zur Untermalung dessen dienen die detailreichen und realistischen Hintergründe, die eigentlich viel zu schade für das einfache Charakterdesign sind. Offenbar nutzte man Fotografien als Grundlage, um eine möglichst naturalistische Ansicht zu gewährleisten.

Ob das reicht für einen Erfolg, ist die Frage. Nach den letzten Star Wars-Hits sind selbst jüngere bessere Storys gewohnt.

© Rockita

Aldnoah.Zero: © 2014:  Olympus Knights / Aniplex, Project AZ  Houbunsha / Kazé


Dragons Rioting

Name: Dragons Rioting
Englischer Name: Dragons Rioting
Originaltitel: Dragons Rioting
Herausgebracht: Japan: Kadokawa Shoten 2013
Deutschland: KAZÉ 2016
Mangaka: Tsuyoshi Watanabe
Bände: 9 Bände
Preis pro Band: 6,95 €

Story
Als der kleine Rintaro eine Herzattacke erleidet, nachdem er die großzügige Oberweite einer Frau aus nächster Nähe betrachtet hat, wird er von seinem besorgten Vater zum Arzt gebracht. Dort stellt sich heraus: Der sechsjährige leidet am sogenannten „Hentai-Syndrom“. Sexuelle Erregung ist für ihn lebensbedrohlich, darum ist die einzige Methode, ihm ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen, erstmal keine Frauen in seine Nähe zu lassen. Enthaltsamkeit ist angesagt.

Diese niederschmetternde Diagnose nimmt Rintaros Vater, ein Kampfkünstler, als Ansporn. In einem abgelegenen Trainingscamp jenseits aller Siedlungen bildet er seinen Sohn in den mächtigsten Künsten aus, um dessen Körper und Geist zu stählen. Zehn Jahre später ist Rintaro ein Meisterkämpfer und in jeder Hinsicht seelisch ausgeglichen. So durchtrainiert beschließt der Jugendliche, erstmals auf eine öffentliche Schule in der Stadt zu gehen. Er entscheidet sich für das renommierte Internat Nangokuren, aus Sicherheitsgründen natürlich eine Jungenschule.

Doch Rintaro hat sich verrechnet. Denn die Nagokuren ist nicht nur in Wirklichkeit eine gemischte Schule – tatsächlich handelte es sich bis zum Vorjahr um eine reine Mädchenschule, sodass immer noch die überwiegende Mehrheit aus attraktiven Schülerinnen besteht. Und nicht nur das! Die Nangokuren ist darüber hinaus auch noch für ihre Kampfkünstlerinnen bekannt, die sich in drei Parteien hinter die „Drachen“ scharen. Nur die drei stärksten Kämpferinnen der Schule erhalten diesen Ehrentitel. Als sie durch Zufall Rintaros  unglaubliche Stärke erkennt, bittet Ayane, die jüngste der drei Drachen, dass dieser sie als Schülerin annehmen soll.

Eigentlich aber will Rintaro nur noch eines: Nichts wie weg von dieser Schule! Aber wird ihm das gelingen, nun wo die „Drachen-Unruhen“ begonnen haben?

Eigene Meinung
Mit „Dragons Rioting“ kommt die nächste Highschool-Kampf-Serie nach Deutschland. Die Story ist eine Mischung aus „Ikki Tousen“ und „Prison School“.

Tatsächlich dehnt sich die Handlung wie Kaugummi. Es tut sich an der Grundkonstellation ziemlich wenig. Die Charaktere treten auf der Stelle, ohne dass sie eine Entwicklung durchmachen würden. Ist eine Sache abgehandelt, werden Nebencharaktere ausgetauscht. So stolpern die Charaktere von einer Situation in die nächste, von einer Peinlichkeit zur nächsten. Wer jetzt erwartet, dass sich ansprechende Witze aus der Situationskomik heraus ergeben, wird meistens enttäuscht. Running-Gags werden bereits im ersten Band ausgereizt und alles ist dermaßen vorhersehbar, dass man sich zum Lesen motivieren muss.

Aber seien wir ehrlich: „Dragons Rioting“ ist eine Serie, die kaum wegen der Story gekauft wird, sondern wegen der drallen Busenwunder, die darin in allen möglichen Richtungen posieren. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass frau sich mit derart großen Brüsten sportlich betätigen können, noch dazu meist ohne BH. Um Logik geht es aber auch gar nicht. Vielmehr sollen junge Männer mit Action und expliziten optischen Eindrücken bedient werden. Diese Aufgabe erfüllt die Serie fraglos. Mehr aber auch nicht.

© Rockita

Dragons Rioting: © 2013  Tsuyoshi Watanabe  Kadokawa Corp. / Kazé

 

Sherlock

Name: Sherlock
Englischer Name: Sherlock
Originaltitel: Sherlock
Herausgebracht: Japan: Kadokawa Shoten 2013
Deutschland: Carlsen 2017
Mangaka: Drehbuch: Steven Moffat / Mark Gatiss
Manga: Jay.
Bände: 5 Bände, wird fortgesetzt
Preis pro Band: 12,99 €

Story
Dr. John Watson ist gerade aus dem Kriegseinsatz in Afghanistan zurück, wo er als Militärarzt gedient hatte. Verwundet und von Alpträumen geplagt tut er sich schwer, sich im neuen zivilen Leben zurechtzufinden. Zu allem Überfluss sieht es auch noch so aus, als müsse er sein geliebtes London verlassen, da seine magere Army-Rente nicht für die Miete reicht.

Zufällig trifft er einen alten Studienkollegen wieder, der ihn einem Freund vorstellt, der einen Mitbewohner sucht – Sherlock Holmes. Der scheint zwar auf den ersten Blick genial und von einer unglaublichen Auffassungsgabe zu sein, allerdings ist er auch exzentrisch und seine Sozialkompetenz lässt zu wünschen übrig.

Nichtsdestotrotz ist Dr. Watson fasziniert von Sherlock – umso mehr, als der ihn unvermittelt zum Tatort eines Mordes mitnimmt. Diese Faszination steigert sich noch, als er erfährt, was sein zukünftiger Mitbewohner beruflich macht: Wenn die Polizei nicht weiterkommt, ziehen die Beamten Sherlock als „Consulting Detective“ hinzu. Durch seine Kombinationsgabe entlarvt Sherlock jeden Verbrecher.

In diesem Fall geht es um eine Reihe Selbstmorde. Aber kann es Serienselbstmorde geben? Sherlock ist sich sicher, dass die Toten miteinander in Zusammenhang stehen. Zusammen mit John Watson taucht er tief ein in die Hintergründe dieses Verbrechens. Dadurch gerät er selbst ins Fadenkreuz des Mörders…

Eigene Meinung
Sherlock Holmes ist zurück! Als vor wenigen Jahren die BBC eine Mini-Serie zum bekanntesten Meisterdetektiv produzieren ließ, entwickelte diese in kürzester Zeit Kult-Status. Zu Recht! Denn die Serie schaffte es auf unnachahmliche Weise nicht nur die Handlungen um Sherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson nahtlos in die Gegenwart zu übertragen, sondern gleichzeitig auch noch dem Original Rechnung zu tragen. Den Rest besorgte die Topbesetzung der Protagonisten mit Frauenschwarm Benedict Cumberbatch, der mit schwarzen Haaren und langem Mantel unverschämt gut aussieht bzw. Martin Freeman, der den Spagat schafft, Watson in Anlehnung an die Bücher, aber auch als eigene, selbstbewusste Persönlichkeit zu spielen.

Die logische Folge blieb nicht aus: Weitere Staffeln und ein TV-Special wurden in Auftrag gegeben, Merchandise und Franchise-Produkte wurden in umfangreichem Maße produziert. In Japan verarbeitete man den Stoff zum Manga. Der ist eine 1:1-Adaption der TV-Serie, jeder Band stellt eine der spielfilmlangen Episoden dar. Leider kann die Adaption mit dem Original nicht mithalten. Das liegt allein schon am Format und der handwerklichen Umsetzung. Die Spannung der TV-Serie lebt von häufigen Wechseln des Erzähltempos, von Licht- und Schattenspielen und nicht zuletzt der Leistung der Schauspieler. Der Zeichner gibt sich ehrliche Mühe, doch durch die Übertragung auf Papier geht davon einiges verloren.
Das Charakterdesign mag angelehnt sein an die Schauspieler und ihnen ähnlich sehen, aber die Zeichnung der Münder ist nicht immer geglückt.
Die Dialog-Texte wurden leider weder aus dem Original übersetzt, noch aus dem Dialogbuch der deutschen Synchronisation entnommen. Stattdessen übersetzte man die bereits ins Japanische übertragenen Texte auf Deutsch, sodass es einige kleinere Diskrepanzen gibt.

So bleibt der Manga hinter seinen Möglichkeiten zurück und bietet nur eine analoge Ergänzung für eingefleischte Fans.

© Rockita

Sherlock: © 2013  Steven Moffat & Mark Gatiss / Jay.  Kadokawa Corp. / Carlsen

 

Venedig

Name: Venedig
Englischer Name: Venice
Originaltitel: Venice
Herausgebracht: Frankreich: Editions Luios Vitton 2014
Deutschland: Carlsen 2017
Mangaka: Jiro Taniguchi
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 29,90 €

Inhalt & Eigene Meinung
Ein Mann aus Japan reist nach Venedig. In dieser italienischen Stadt an der berühmten Lagune wurde fast 80 Jahres zuvor seine Mutter geboren. In ihrem Nachlass fand der Mann eine Box mit zahlreichen handbemalten Postkarten und anderen Erinnerungen an jene wenigen Jahren, in denen die kleine Familie in Venedig lebte. Nun wandelt der Sohn auf den Spuren ihrer Vergangenheit durch die Kanäle und Calle. Und er begibt sich auf Spurensuche nach seinem Großvater, einem Maler, der in der Lagunenstadt lebte und den er selbst nie kennengelernt hat. Und tatsächlich stößt der Suchende schnell auf die Spuren, die sein Großvater hinterließ: Gemälde, die er dem Wirt seiner Stammkneipe überließ, handgemalte Postkarten, eine Unterschrift im Gästebuch des Hotels oder Teile der Einrichtung einer Wohnung, in der er mal gelebt hat.

„Venedig“ ist Teil der Reihe „Louis Vitton Travel Books“, in denen Zeichner und Maler eine Stadt aus einem ihnen fernen Kulturkreis betrachten. Als eine Art grafisches Reisetagebuch bringen sie ihre Eindrücke in ihrem jeweils eigenen Stil zu Papier.

Welcher Mangaka könnte besser auf eine solche Reise mitnehmen, als der kürzlich verstorbene Jiro Taniguchi? Es sind nicht unbedingt die Stadtansichten Venedigs, die vielfach auch Postkartenmotive sein könnten. Denn alle Venezianer (und darüber hinaus viele Europäer) wissen: So leer wie auf diesen Ansichten ist die Stadt Venedig höchstens innerhalb der Wintermonate, wenn die Scharen an Touristen der Stadt den Rücken kehren und für einige Wochen Frieden einkehrt.

Taniguchi, der Meister der leisen Töne, schafft es nun mit seinem Werk, der Lagunenstadt diese Ruhe zurückzugeben. Gemächlich, fast ehrfürchtet streift der namenlose Mann durch die Stadt, verläuft sich, findet wieder den Weg und taucht tief ein in die Seele der Stadt.

Ob die Verbundenheit der Wasserstadt zum Bootsverkehr, die zahlreichen Kirchen, das jüdische Ghetto oder einfach der Blick aus einem Fenster über die Dächer der Stadt – sie alle kann der Lesende an der Seite und durch die Augen des japanischen Touristen sehen. Die vollfarbig abgedruckten Aquarellzeichnungen in Verbindung mit dem „Fotoalbum“-Querformat des Bandes untermalen die Grundruhe, die so typisch für die Werke dieses Mangaka ist. Hektik wird nur angedeutet, etwa durch ein riesiges Kreuzfahrtschiff in der Ferne.

Im Grunde hätte der Leser, abgesehen von ein paar erklärenden Worten am Anfang, überhaupt keine Texte gebraucht. Die Malereien sind selbsterklärend und in sich ruhend. Sie geben der Stadt Venedig ihre Würde zurück und wecken ironischerweise gleichzeitig die Lust eine Reise zu diesem kleinen Paradies zu unternehmen. Ein Paradies? Zumindest in Taniguchis Graphic Travel Book ist die Lagunenstadt nichts anderes. Und das ist vielleicht der größte Verdienst dieses Bands.

© Rockita

Venedig: © 2014:  Jiro Taniguchi  Editions Louis Vitton / Carlsen

Murciélago

Name: Murciélago
Englischer Name: Murciélago
Originaltitel: Murciélago
Herausgebracht: Japan: Square Enix 2014
Deutschland: EMA 2016
Mangaka: Yoshimurakana
Bände: 13 Bände, wird fortgesetzt
Preis pro Band: 7,99 €

Story
Es gibt Schwerverbrecher, denen die Polizei nicht beikommen kann, da sich die Beamten an gesetzliche Bestimmungen zu halten haben. Was aber tun, wenn einige dieser Verbrecher eine unmittelbare Bedrohung für die Bevölkerung darstellen? Dafür hat sich die japanische Regierung ein Programm ausgedacht: Zum Tode verurteilte Massenmörder werden auf freien Fuß gesetzt, sofern sie in staatlichem Auftrag derlei störende Individuen beseitigen – mit Bezahlung und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Kuroko Komori ist eine dieser amtlich bestellten Scharfrichter. Gut 700 Leute soll sie bereits abgeschlachtet haben. Wann immer sie nun nicht gerade dabei ist, hübsche Mädchen flachzulegen, betätigt sie sich in staatlichem Auftrag, Immer an ihrer Seite: ihre niedlichen Partnerin Hinako. Diese ist zwar nicht die intelligenteste, dafür aber eine furchtlose Autofahrerin. Ihr Lamborghini ist ihr ganzer Stolz.

Die Erfolgsquote von Kuroko und Hinako kann sich sehen lassen. Selbst die scheinbar unmöglichsten Situationen konnten von ihnen gelöst werden. Allerdings hinterließen sie auch stets eine Schneise der Verwüstung. Rücksicht auf öffentliches Eigentum? Fehlanzeige.

Das bringt die beiden in das Visier der jungen und ehrgeizigen Polizeibeamtin Kimihara. Dutzende Zivilopfer und zehntausende Yen Sachbeschädigung pro Einsatz kann sie nicht tolerieren. Umso mehr will sie das Geheimnis lüften, warum das ungleiche Paar von ganz oben systematisch gedeckt wird…

Eigene Meinung
Die Frage der „Sicherheit“ stellt sich aktuell in der Innenpolitik aller Länder. In „Murciélago“ wird das Problem mit Gefährdern im Stil klassischer Action-Manga durch direkte Hinrichtung am Gesetz vorbei gelöst. Diese Grundhandlung ist alles andere als neu und kriegt nicht ganz Kurve, ob sie nun Action-Comedy sein oder die moralische Frage dieser staatlichen Hinrichtungspraxis thematisieren will. Viel wird auf explizite Darstellungen von Gewalt und Sex gesetzt, wie mehrfache Darstellungen von Leichenteilen, auf dem Weg verteilten inneren Organen oder diverse Sextechniken der Protagonistin. Das sind Momentaufnahmen, die mit actionreichen Aktionen und skurrilen Situationen à la „Pulp Fiction“ einhergehen. Überhaupt wurde sich bei Tarantinos Klassiker mehr als einmal bedient, bei der Verschachtelung einzelner Handlungsstränge, aber auch die Konstellation der Restaurantszene scheint inspirierend gewirkt zu haben. Allerdings kann „Murciélago“ nicht mit den tiefgründigen Dialogen mithalten – und im Restaurant ist der Ausgang für die Räuber auch weit weniger vorteilhaft.

So bleibt die Handlung eine Aneinanderreihung von Einzelszenen mit Effektcharakter, ohne dass ein roter Faden zu erkennen wäre. Das erzeugt punktuelle Unterhaltung, kann aber nicht über das wenig stringente Charakterdesign hinwegtäuschen. Mal ist Hinako als Ermittlerin zwar dusselig, aber durchaus erwachsen, im nächsten Kapitel zeichnet sie Kinderbilder und im übernächsten geht sie zur Nachhilfe für die Schule.

So ganz genau weiß man nach einem Band nicht, was man von dieser Serie halten soll, die nach dem Lamborghini-Modell der Protagonistinnen benannt ist. Vielleicht am Besten selbst lesen!

© Rockita

Murciélago: 2014  Yoshimurakana  Square Enix / Carlsen

 

Okitenemuru

Name: Okitenemuru
Englischer Name: Okitenemuru
Originaltitel: Okitenemuru
Herausgebracht: Japan: Futabasha 2014
Deutschland: Carlsen 2016
Mangaka: Hitori Renda
Bände: 9 Bände
Preis pro Band: 7,99 €

Story
Unverhofft kommt oft! Im Falle einer Gruppe junger Männer kann das sogar tödliche Folgen haben. Eigentlich wollten sie nur eine Runde im Videospiel-Center zocken. Dann aber wächst einem von ihnen ein Giraffenkopf und er beginnt eine Menschenjagd, der als Erstes seine Freunde zum Opfer fallen. Erst eine Sondereinheit der Polizei kann den Mutierten schließlich zur Strecke bringen. Die Gerüchteküche können sie aber nicht unterdrücken.

Für den Oberschüler Tokiji und seinen Kumpel Kanata sind die Verschwörungstheorien um den Mann mit Giraffenkopf nur Gerede. Zumal sie andere Sorgen haben, etwa der Matheunterricht, in dem eine Klassenarbeit ansteht. Gerade Kanata hat da massive Probleme, da helfen ihm auch seine ausgeklügelten Spickversuche nicht. Wäre er bloß nicht diese Wette mit seiner Klassenkameradin Shizuku eingegangen!

Der nächste Tag beginnt für die Freunde sehr merkwürdig. Als sie die schule erreichen, hat die Polizei das Gelände abgesperrt. Gerüchte von einem Gewaltverbrechen machen die Runde. Und warum können Tokiji und Kanata ihre Freundin Shizuku nicht erreichen? Die beiden beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen und schleichen sich auf das Schuldach. Um trotz der Entfernung in den gegenüberliegenden Gebäudetrakt sehen zu können, setzt Kanata seine besondere Fähigkeit ein, mit der er über weite Strecken sehen kann. Doch was er sieht, verschlägt ihm die Sprache: In einem Klassensaal liegt ein totes Mädchen – mit dem Kopf einer Schlange!

Noch dazu werden Kanata und Tokiji von der Polizei erwischt. Was passiert jetzt mit ihnen und was hat es mit den mutierenden Menschen auf sich? Kann Kanata mit seiner besonderen Sehkraft helfen?

Eigene Meinung
Nach mehreren Veröffentlichungen als Illustrator, u.a. Mystery-Serie „Ousama Game“ (Story: Nobuaki Kanazawa) präsentiert Hitori Renda mit „Okitenemuru“ nun seine erste eigene Manga-Reihe. Dafür, dass er bisher nur als Zeichner tätig war, gelingt die Gestaltung der Handlung um ein merkwürdiges Parasit, durch das Menschen Tierköpfe wachsen, auch ganz gut. Die Story steigt gleich auf den ersten Seiten mit voller Wucht ein und schafft es, die Spannung auch über einige Ruhephasen zu erhalten. Die Idee der Mutationen ist zwar nicht neu, aber interessant ausgestaltet. Auch die Zeichnungen sind makellos, die Komposition der Bildelemente schafft auf einigen Seiten kleine Kunstwerke.

Die Charaktere sind allerdings etwas sehr klischeebehaftet. Der Musterschüler, sein lernfauler Gegenpart, ein lebenslustiges, gerüchteaffines Mädchen und ein schrulliger Wissenschaftler sind da nur ein paar Beispiele.
Dennoch macht die Serie Spaß zum Lesen und Lust auf mehr.

© Rockita

Okitenemuru: © 2014  Hitori Renda  Futabasha / Carlsen

 

Poison City

Name: Poison City
Englischer Name:
Originaltitel: Poison City
Herausgebracht: Frankreich: Ki-oon 2015
Deutschland: Carlsen 2016
Mangaka: Tetsuya Tsutsui
Bände: 2 Bände
Preis pro Band: 7,99 €

Prophecy Band 1Story
Japan in naher Zukunft.
Mikio Hibino hat es geschafft. Der ambitionierte junge Zeichner hat die Zusage für eine regelmäßige Manga-Serie in einem renommierten Magazin erhalten. Hochmotiviert und beschwingt macht er sich in die Ausarbeitung der ersten Kapitel für seinen Mystery-Schocker „Dark Walker“. So sehr vergräbt er sich in seine Arbeit, dass er kaum das Haus verlässt und der Rest der Welt an ihm vorbeizieht.

Zwar kommen ihm die Vorbehalte seines Redakteurs vor zu expliziter Gewaltdarstellung im Manga überzogen vor, doch denkt er nicht weiter darüber nach, sondern befolgt einfach die Ratschläge. Nach und nach werden die Korrekturwünsche immer merkwürdiger. Statt Kannibalen soll er Zombies als Randfiguren verwenden und sogar Raucher werden nicht mehr gerne gesehen! Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2020 möchte sich Japan als kultivierte Nation präsentieren. Entsprechend hoch sind die Auflagen, die an Kunst und Kultur gestellt werden. Ein eigens eingesetzter Kulturausschuss aus Honoratioren und wenigen Experten nimmt sämtliche Werke kritisch unter die Lupe.

Trotz aller Überarbeitungen geschieht das Unfassbare: Hibinos „Dark Walker“ wird von dem Kulturausschuss als so „schädlich“ für das Gemeinwohl eingestuft, dass kurz nach Publikation des ersten Kapitels alle Exemplare des Magazins eingezogen werden müssen. Zwar hat Hibino keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten, doch hat sein Manga nur noch die Möglichkeit, als web-comic veröffentlicht zu werden – mit deutlichen Einschränkungen und wirtschaftlichen Einbußen.

Hibino gibt sich nicht geschlagen, will mehr wissen. Er nimmt Kontakt zum ehemals beliebten Mangaka Shingo Matsumoto auf. Nachdem eines seiner Werke in den Medien als Paradebeispiel für schädliche Literatur gegeißelt wurde, musste er sich einer Zwangstherapie unterziehen. Inzwischen kann er nur noch unter falschem Namen veröffentlichen. Blüht dieses Schicksal auch Hibino?

Eigene Meinung
Ein Manga, der sich dem Mangazeichnen widmet, ist zunächst einmal keine Innovation. Zuletzt ernteten die „Death Note“-Autoren Takeshi Obata und Tsugumi Ohba einen Achtungserfolg mit Bakuman.“. Doch kaum könnte der Unterschied größer sein zwischen letzter Serie an der Grenze zur Love-Comedy und „Poison City“. Es ist wieder kein beschauliches Szenario, das Tstsuya Tsutsui in  zeichnet. Wie bereits in „Prophecy“ entschied sich der Autor für eine fast bedrückende kritisch-realistische Darstellung aktueller gesellschaftlicher Problematiken. Diesmal steht das Spannungsverhältnis zwischen künstlerischer Freiheit und restriktiver Kulturpolitik bis hin zur (Selbst-)Zensur im Mittelpunkt. Und wieder legt Tsutsui den Finger in gleich mehrere Wunden: Willkür bei der Einstufung von Publikationen als potenziell jugendgefährdend, Kunstschändung unter dem Deckmantel sittlicher Säuberung, Instrumentalisierung von Kindern gegen künstlerische Freiheit. Auch die persönlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen für betroffene Kunstschaffende werden ausführlich thematisiert.

Dies kommt nicht von ungefähr, hatte der Mangaka vor wenigen Jahren selbst Probleme wegen seines Manga „Manhole“, der in einer japanischen Präfektur auf dem Index landete. Zahlreiche Seitenhiebe werden auch nach Amerika ausgeteilt, wo sich seit Jahren v.a. im Anime-Bereich eine fragwürdige Zensur-Politik hält.

Umso mehr ist schade, dass die Handlung über weite Strecken unreflektiert bleibt. Den meisten Mitgliedern des Kulturausschusses werden persönliche Motive bis hin zu Fanatismus für ihre überzogenen Maßnahmen zugeordnet. Eine (durchaus gerechtfertigte) Hinterfragung des Prüfungs- und Einstufungssystems findet dagegen im Manga selbst – im Gegensatz zum Nachwort – höchstens ansatzweise statt.

So bleibt „Poison City“ hinter seinen Möglichkeiten zurück, ist aber dennoch ein äußerst lesenswerter Manga, der uns den Wert einer vielfältigen Kultur noch einmal vor Augen führt.

© Rockita

Poison City: © 2015  Tetsuya Tsutsui  Ki-oon / Carlsen

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