Interview mit einem Vampir – Claudias Story
Name: | Interview mit einem Vampir – Claudias Story |
Englischer Name: | Interview with a Vampire – Claudia’s Story |
Originaltitel: | Interview with a Vampire – Claudia’s Story |
Herausgebracht: | USA: Yen Press 2012 Deutschland: Carlsen 2013 |
Mangaka: | Story: Anne Rice Zeichnungen: Ashley Marie Witter |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 19,90 € |
Story
Als kleines Mädchen wird Claudia von Louis und Lestat in einen Vampir verwandelt. Während sie von dem selbstverliebten, grausamen Lestat das Jagen und Überleben lernt, sieht der naive, gutherzige Louis in Claudia stets eine kleine Tochter, die es zu beschützen gilt. Claudia genießt zu Beginn die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wird, bis sie erkennt, wie sehr Louis und sie unter Lestats Macht stehen und leiden. Zudem verlieren sich mit den Jahrzehnten die Vorzüge der Untersterblichkeit.
Auf ewig im Körper eines Kindes gefangen, sucht Claudia nach Antworten. Doch Lestat weigert sich, ihren bohrenden Fragen nachzugeben und so beschließt Claudia, dass sich Louis und sie endgültig von Lestat befreien und in Europa auf die Suche nach Artgenossen gehen müssen …
Eigene Meinung:
Wer kennt nicht Anne Rices berühmtes „Interview mit einem Vampir“, in der der Vampir Louis sein Leben schildert. Gleich ob als Buch oder als Film mit Brad Pitt und Tom Cruise, die Geschichten Anne Rices Vampire sind weltbekannt. Mit der Graphic Novel „Interview mit einem Vampir – Claudias Story“ erschien nun ein weiteres Bruchstück der „Chroniken der Vampire“, das sich erstmals der fünfjährigen Claudia zuwendet und ihre Sicht auf die Ereignisse schildert.
Die Geschichte ist Fans der Romane nicht neu – sie erzählt das nach, was man bereits aus „Interview mit einem Vampir“ kennt. Allerdings ist es interessant das Ganze aus Claudias Sicht erneut zu entdecken und einige neue Informationen zu erhalten. Erstmals erhält man einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt des kleinen Mädchens, kann sich mit ihr identifizieren und ihre Probleme noch besser nachvollziehen. So bekommt die ursprüngliche Geschichte eine gewisse Dreidimensionalität, die Anne Rices Charaktere noch lebendiger und greifbarer erscheinen lässt.
Diese sind sehr komplex und durchweg interessant, wenngleich man von Lestat nur wenig erfährt. Auch Louis bleibt verhältnismäßig blass, ebenso die Pariser Vampire und Armand. Dies ist nicht verwunderlich, da Claudias Geschichte auf knapp 220 Seiten erzählt wird und sich stark auf ihren Charakter konzentriert. Aus diesem Grund sollte man zumindest den Film einmal gesehen haben, insbesondere wenn man erfahren will, wie die Geschichte nach Claudias Tod endet. Viele Zusammenhänge werden erst deutlich, wenn man auch Louis Sicht kennt oder sich mehr Hintergrundwissen zu den anderen Figuren aneignet. Nichtsdestotrotz kann man die Graphic Novel auch als eigenständiges Werk lesen, denn im Grunde werden alle Fragen beantwortet und die Geschichte zu Ende geführt.
Für die Illustrationen und die graphische Aufbereitung war die Künstlerin Ashley Marie Witter zuständig, die bereits bei kleinen Comicprojekten und als freischaffende Künstlerin auf sich aufmerksam machte. Sie hat einen sehr feinen, detaillierten Stil, der sehr gut zu Anne Rices Geschichte passt. Dieser lehnt sich ein wenig an den Mangastil an, doch bleibt er glücklicherweise realistisch genug, um nicht gänzlich wie ein Manga aufgebaut zu sein. Das kommt der Graphic Novel zu Gute, da bei dieser Geschichte ein reiner Mangastil eher unpassend gewesen wäre.
Die meisten Seiten sind sepiafarben gehalten, was ihnen einen antiken und edlen Touch verleiht. Lediglich die Elemente Blut und Feuer finden in ihrer natürlichen Farbe Anwendung, so dass derartige Szenen herausstechen und mehr Gewicht erhalten, als die üblichen Teile der Geschichte. Wer Anne Rice kennt, weiß, dass Blut und Feuer in ihren Romanen immer eine wichtige Rolle spielen, für Veränderung, Ende und Neubeginn stehen. Ashley Marie Witter hat ein Händchen dafür diese Elemente einzusetzen ohne zu übertreiben, ebenso überzeugend setzt sie die Figuren in Szene, gestaltet Hintergründe und dynamische Szenen. Ihr Stil ist schön und ansprechend, aber ihr gelungen auch die weniger schönen Sequenzen, in denen die Figuren eher monströs und grausam sind. Alles in allem kann die Künstlerin voll und ganz überzeugen und legt eine wundervolle Graphic Novel vor, die sich Anne Rices Fans nicht entgehen lassen sollten.
Positiv hervorzuheben ist auch die gelungene Umsetzung von Carlsen. Die Graphic Novel kommt als edler Hardcoverband mit samtigem Schutzumschlag daher. Die Seiten sind hochwertig, ebenso die Bindung, so dass der Preis von knapp 20,- durchaus angemessen ist.
„Interview mit einem Vampir – Claudias Story“ ist eine wundervolle Graphic Novel, die die bekannte Geschichte von Anne Rice erstmals aus Claudias Sicht erzählt, was der Handlung zusätzliche Tiefe und Dynamik verleiht. Wer das Original kennt oder Fan der „Chroniken der Vampire“ ist, sollte sich dieses gelungene Werk nicht entgehen lassen. Die Zeichnungen von Ashley Marie Witter sind durchweg gelungen und passen perfekt zu der düsteren, morbiden Vampirgeschichte. Wer Anne Rice, Vampire und mysteriöse Geschichten mag, sollte auf jeden Fall zuschlagen. Es lohnt sich.
© Koriko
Interview mit einem Vampir – Claudias Story: © 2012 Anne Rice / Ashley Marie Witter, Yen Press / Carlsen