3/11 – Tagebuch nach Fukushima
Name: | 3/11 – Tagebuch nach Fukushima |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | 3/11 – Tagebuch nach Fukushima |
Herausgebracht: | Deutschland: SZ Magazin 2011 Deutschland: Carlsen 2012 |
Autor: | Yuko Ichimura / Tim Rittmann |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 12,90 € |
Story:
Der 11.03.2011 markiert den Anfang einer schrecklichen Katastrophenreihe in Japan. Ein starkes Erdbeben, gefolgt von einem Tsunami, der Tausende in den Tod reißt, und schließlich die Vorfälle im Atomkraftwerk Fukushima, versetzen die japanische Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die 35-jährige Yuko Ichimura lebt in Tokyo und ist damit weitestgehend aus der Gefahrenzone des havarierten Atomkraftwerks, doch auch für sie markieren die folgenden Monate eine Zeit der Wandlung und des Umdenkens …
Eigene Meinung:
„3/11 – Tagebuch nach Fukushima“ ist ein interessantes und intensives Projekt, das ursprünglich für das SZ Magazin entstanden ist. Sechs Monate lang berichtete die in Tokyo lebende Werbekauffrau Yuko Ichimura über die Ereignisse in Japan, ihre Gedanken und Gefühle und schickte diese zusammen mit einigen Illustrationen nach Berlin. Dort übersetzte der Journalist Tim Rittmann ihre Texte ins Deutsche und stellte diese auf einem Blog des SZ-Magazins den Lesern zur Verfügung.
Der Leser erfährt auf diesem Weg hautnah, wie das große Tōhoku-Erdbeben und dessen Folgen, das Leben der japanischen Bevölkerung veränderten und wie unterschiedlich die Menschen auf Katastrophen reagieren. Natürlich konzentrieren sich die Betrachtungen auf Yuko Ichimura, ihren Freundeskreis und ihre Umgebung, doch dies ist ausreichend, um Japan neu kennenzulernen. Zu Beginn mehrmals täglich, später nur noch sporadisch schreibt Yuko über ihre Ängsten, die Probleme ihrer Freunde und ihrem Engagement den leidenden Menschen zu helfen. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, kritisiert sowohl die eigene Regierung, als auch die ausländischen Medien und versucht zu erklären, warum die japanische Bevölkerung trotz aller Ereignisse an der Normalität und dem Alltag festhält.
Zudem gibt „3/11“ einen persönlichen, ehrlichen Einblick in Yukos Leben, sprich man sollte keinen Tatsachenbericht á la Wikipedia erwarten. Der Schrecken und die Gefahr der atomaren Katastrophe spielen zwar immer wieder eine große Rolle, doch alles in allem konzentriert sich die Autorin mehr auf ihre eigenen Probleme, ihr ganz persönliches Umfeld. Das ist durchweg positiv zu werten, da es wahrlich genug Berichte über den Ablauf der Katastrophe gibt, ebenso von den Überlebenden, die alles verloren haben. „3/11“ begleitet stattdessen eine junge Frau, die von den schlimmen Vorfällen kaum betroffen ist, aber dennoch sich und ihr Leben neu definieren muss.
Der Leser erhält daher mehr als nur ein begleitendes Tagebuch zu einer Katastrophe, sondern in gewisser Weise auch Einblicke in die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Menschen. Während die einen ruhig bleiben und kaum im Stande sind, das Geschehene zu begreifen, reagieren andere zynisch und begehren gegen das Bestehende auf. Yuko Ichimuras Tagebuch gibt damit einen interessanten Einblick in die menschliche Psyche und zeigt auf, wie sich die Menschen im Angesicht solcher Ereignisse verändern. So reift auch Yuko im Laufe der Zeit, wird ernster und nachdenklicher.
Die Texte sind einfach gehalten, oftmals lediglich persönliche Eindrücke, ohne umfangreiche Beschreibungen. Neben den Einträgen, die chronologisch nach Tagen und Wochen sortiert sind und ungefähr 60% des Buches ausmachen, enthält „3/11“ etliche s/w Illustrationen, die einige der Texte nochmals in Bildform festhalten. Die klaren, ausdrucksstarken Zeichnungen lockern die Texte auf und passen gut zum Gesamtkonzept des Werkes.
Insgesamt ist „3/11 – Tagebuch nach Fukushima“ ein sehr intensives, aufrüttelndes Buch, dass dem Leser eine andere Seite der dreifachen Katastrophe zeigt. Sechs Monate lang begleitet man Yuko Ichimura, die mit einer Mischung aus Nervosität, Banalität und Ernsthaftigkeit über die Ereignisse berichtet.“3/11“ ist ein Zeitzeugnis der besonderen Art, dass den Leser vom ersten Moment an gefangen nimmt und einen tiefen Eindruck hinterlässt. Sehr zu empfehlen …
© Koriko
3/11 – Tagebuch nach Fukushima: © 2011 Yuko Ichimura / Tim Rittmann, SZ-Magazin / Carlsen