Die Wolke
Name: | Die Wolke |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Die Wolke |
Herausgebracht: | Deutschland: Tokyopop 2010 |
Mangaka: | Anike Hage Romanvorlage: Gudrun Pausewang |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 6,50 € |
Story
Die 15-jährige Janna ist eine ganz normale Schülerin eines Fuldaer Gymnasiums. Eines Tages geschieht ein Vorfall, der ihr ganzes Leben für immer auf den Kopf stellen soll: Im nahegelegenen Kernkraftwerk Grafenrheinsfeld hat es einen Reaktorunfall gegeben, radioaktive Strahlung kann sich ungehindert ausbreiten – ein Super-GAU!
Sofort macht sich Janna auf den Weg nach Hause ins Örtchen Schlitz, um sich um ihren kleinen Bruder Uli zu kümmern, mit dem sie allein ist, während ihre Eltern die Großmutter in Schweinfurt besuchen. Während die Geschwister noch alles vorbereiten, um sich im Keller zu verschanzen, meldet sich ihre Mutter per Telefon und beschwört die beiden, sich sofort in Sicherheit zu bringen. Janna fasst den Entschluss, mit den Fahrrädern in die Kreisstadt Bad Hersfeld zu fahren, wo es einen ICE-Bahnhof gibt. Mit dem Zug will sie zusammen mit Uli zu ihrer Tante nach Hamburg flüchten. Doch es kommt alles anders…
Die Räder erweisen sich zwar als gutes Verkehrsmittel in Zeiten einer Massenpanik, doch die Straßen sind verstopft, die Geschwister müssen über Feldwege fahren. Das Unfassbare geschieht: Uli stürzt von seinem Fahrrad, fällt die Böschung hinunter auf die Straße und wird von einem Auto überfahren und verblutend zurückgelassen! Eine kleine Familie nimmt daraufhin Janna in ihrem Auto mit. Letztlich kann sie sich aber nicht dazu durchringen, ihren Bruder allein zu lassen und rennt zurück – mitten hinein in den radioaktiv verseuchten Regen!
Zusammen mit vielen anderen Strahlenopfern landet Janna im Herleshausener Nothospital. Dort macht sie die Bekanntschaft der gleichaltrigen Ayse und des Zivis Hannes. Wie die meisten Opfer leiden auch Ayse und Janna an massivem Haarausfall, Durchfall und körperlicher Schwäche. Um sie aufzumuntern, bietet Hannes den Mädchen an, sich beim Rote Kreuz nach dem Verbleib ihrer Angehörigen zu erkunden. Gleichzeitig trägt er sie auf die Liste der Geretteten ein. So wird es möglich, dass eines Tages Jannas Tante Helga vor der Tür steht und dem Mädchen eröffnet, dass sie sie mit nach Hamburg nehmen wird. Dabei kommt allerdings auch ans Licht, was Hannes Janna bisher verschwiegen hat: Die Namen ihrer Eltern und ihrer Großmutter stehen zwar nicht auf der Suchliste, dafür aber auf der Liste der Toten!
Schockiert und traumatisiert beginnt Janna in Hamburg ein neues Leben, in das sie sich nur schwer eingewöhnen kann. Zum Glück gibt es da noch Elmar aus ihrer ehemaligen Klasse in Fulda, der ebenfalls in Hamburg bei Verwandten untergekommen ist…
Eigene Meinung
Mit „Die Wolke“ präsentiert Anike Hage („Gothic Sports“), eine der beliebtesten deutschen Manga-Zeichnerinnen, die Adaption des gleichnamigen Romans von Gudrun Pausewang („Die Not der Familie Caldera“, „Adi – Jugend eines Diktators“). Der Roman über einen fiktiven Super-GAU mitten in Deutschland entstand im Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl, hat aber bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Die Manga-Fassung entspricht (bis auf ein paar unvermeidbare Kürzungen) der Vorlage, zum großen Teil sind sogar die Dialoge wörtlich übernommen.
Mit ihren realistischen und nachdenklichen Zeichnungen und dem stetig trist-grauen Himmel gelingt Anike Hage eine gelungene Adaption. Die Hauptfigur wirkt sympathischer und ein Stück weit moderner als in der Vorlage. Der Roman ist sehr eindrücklich und die Zeichnungen verstärken noch diesen Eindruck. Lediglich zwei Punkte vermisst man etwas: Im Roman verschweigt Jannas Tante den überlebenden Großeltern den Tod ihres Sohnes und seiner Familie, wodurch die beiden den Super-GAU als Panikmache abtun, was im Manga nicht vorkommt. Zudem weigert sich Janna im Roman strikt, eine Mütze auf ihrem fast kahlen Schädel zu tragen, um quasi als Mahnmal zu dienen, während sie die Mütze im Manga meistens trägt. Abgesehen davon ist die Adaption zweifellos sehr gelungen und kann der jungen Generation als Wegweiser dienen.
In der Tokyopop-Ausgabe gibt es zudem ein Vorwort des „Mr-Anti-Atomkraft“ Sigmar Gabriel sowie Farbseiten. Allein schon, um sich der Gefahren der Atomkraft bewusst zu werden, sollte jeder einmal „Die Wolke“ gelesen haben – der Roman und besonders der Manga sind es ohne Zweifel wert!
© Rockita
Die Wolke: © 2008/2010 Anime Hage & Gudrun Pausewang, Tokyopop