Name: |
Die Stadt, in der es mich nicht gibt |
Englischer Name: |
– |
Originaltitel: |
Boku dake ga inai machi |
Herausgebracht: |
Japan: Kadokawa Shoten 2013
Deutschland: Tokyopop 2014 |
Mangaka: |
Kei Sanbe |
Bände: |
9 Bände |
Preis pro Band: |
12,00 € |
Story
Das Leben des End-Zwanzigers Satoru Fujinuma steckt in einer Sackgasse. Er würde gerne als Mangaka arbeiten. Aber obwohl er bereits sein Debüt bei einem Magazin gegeben hatte, ist sein Durchbruch bisher ausgeblieben. Zwar konnte er mit seinen Serien – Videospieladaptionen – Erfahrungen sammeln, aber seine eigenen Kreationen lassen es an Tiefgang vermissen. So kommt es, dass sich der junge Mann in regelmäßigen Abständen bei wechselnden Verlagen deprimierende Absagen anhören und seine Brötchen bei einem Pizza-Lieferservice verdienen muss. Dort würde man ihn zwar gerne fest anstellen, doch das entspricht nicht seine Vorstellungen.
Zusätzlich zu diesen verhältnismäßig „normalen“ Problemen gibt es da noch etwas anderes, was Satoru arg zusetzt. Er verfügt über eine Gabe, die eigentlich eher eine Bürde ist: den sogesannten „Rerun“. Wann immer er irgendwo in der Nähe ist, wo kurz darauf ein Unglück geschieht, gerät der junge Mann unversehens in eine Zeitschleife – gezwungen, so häufig in die Vergangenheit zurück zu reisen, bis er das kommende Unglück erkannt und verhindert hat. Die Gefahren, die er meist in nur wenigen Minuten lokalisieren muss, können offensichtliche Katastrophen wie Autounfälle sein, aber auch subtilere Dinge. Da er sonst keine Möglichkeit hat, der Zeitschleife zu entgehen, bleibt Satoru nichts anderes übrig, als alles zu riskieren, um seine Aufgabe zu erfüllen – sei es auch sein eigenes Leben. Nicht selten trägt er von diesen Aktionen Blessuren davon.
Nach einem dieser Krankenhausaufenthalte infolge eines Reruns quartiert sich überraschend Satorus Mutter, eine ehemalige TV-Moderatorin, bei ihrem Sohnemann ein. Für den spartanisch lebenden Twen ein Horror ohnegleichen, zumal sein Verhältnis zu seiner Mutter gespalten ist.
Jahre früher, als er noch ein Grundschüler war, trieb ein Triebtäter sein Unwesen in Satorus Heimatstadt. Dem Täter fielen gleich mehrere Kinder zum Opfer, darunter auch ein Junge aus Satorus Clique. Als Mörder wurde ein Jugendlicher verurteilt, zu dem Satoru ein fast schon brüderliches Verhältnis hatte. Niemand glaubte dem Grundschüler, dass der Senpai nicht der Täter sein könne. Satorus eigene Mutter nutzte ihre Kontakte zur TV-Branche, um die ganze Sache möglichst klein zu halten. Doch ganz damit abgefunden hat sich Satoru nie. Und selbst seine Mutter war von der Schuld des Verurteilten nie überzeugt, wollte das Thema nur vom Tisch haben…
Nun, fast 20 Jahre später, fallen Satorus Mutter zufällig Ungereimtheiten auf. Und sie meint auch einen Mann zu entdecken, der ebenfalls damalsals Täter in Frage gekommen war und nun viel eher der Gesuchte sein könnte…
Am selben Abend findet Satoru beim Nachhausekommen seine erstochene Mutter in einer Blutlache liegen. Ohne zu wissen, was los ist, setzt Satoru erstmals den Rerun bewusst ein, um in die Vergangenheit zu reisen und den Mord zu verhinden. Doch etwas geht schief: Er reist in die Vergangenheit, doch nicht nur Stunden, sondern Jahre – bis ins Jahr 1988 zurück, zur Zeit der Mordserie an Grundschülern…
Eigene Meinung
Nach „Kamiyadori“ dauerte es etwas, bis mit „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“ ein weiteres Werk von Kei Sanbe den Sprung in deutschsprachige Gefilde schaffte. Dieses neue Werk, angesiedelt im Japan der Gegenwart, verbindet Elemente von Kultserien wie „Allein gegen die Zukunft“ mit Zeitschleifen-Science-Fiction aus dem Lehrbuch. Das Besondere daran: Protagonist Satoru, ein an seiner eigenen Vergangenheit laborierender erfolgloser Mangaka, weiß sehr genau, was er tun muss, um der Zeitschleife zu entgehen – hat dafür aber in der Regel nur wenige Minuten Zeit. Noch viel spannender ist aber, dass die Reruns, die ihm widerfahren, scheinbar ein System haben, dessen Logik der junge Mann und die Leser nur noch nicht ganz erfassen können. Aber es scheint sich alles um die Mordfälle an Grundschülern aus den 1980er-Jahren zu drehen. Wird Satoru etwa in die Vergangenheit geschickt, um Unglück wieder gut zu machen, weil er damals seinen jugendlichen Freund nicht vor dem Gefängnis retten konnte? Das ist „X-Faktor“-Unterhaltung, die man auch gerne im TV sehen würde.
Optisch reißt einen der Manga dagegen leider nicht vom Hocker. Kei Sanbes expressionistischen Zeichenstil mit markanten Augen und Lippen kann man mögen oder nicht. Er wirkt jedenfalls noch etwas unordentlicher als etwa bei „Kamiyadori“, fast als hätte sich Sanbe damit abgefunden, kein „klassischer“ Zeichner zu sein und sich daher nicht mehr weiter zu entwickeln braucht. Gerade die Hintergründe sind schon sehr spärlich. Da wirken auch die Farbseiten, die Tokyopop auch in der deutschen Ausgabe mitliefert, im Grunde genauso verschwendet wie der Klappenbroschur, dessen Innenseite lediglich Bleistiftskizzen zeigt. Statt der zwölf Euro dafür hätte es auch eine normale Ausgabe in Standartgröße getan. Bei dieser Serie macht allerdings die Story vieles wett. Man darf auf die kommenden Bände gespannt sein – und vielleicht wird ja sogar der Wunsch nach einer TV-Version erfüllt!
© Rockita
Die Stadt, in der es mich nicht gibt: © 2013 Kei Sanbe, Kadokawa Shoten / Tokyopop