Under Grand Hotel
Name: | Under Grand Hotel |
Englischer Name: | Under Grand Hotel |
Originaltitel: | UNDER GRAND HOTEL |
Herausgebracht: | Japan: Futabasha / Shusuisha 2009 Deutschland: Tokyopop 2012 |
Mangaka: | Mika Sadahiro |
Bände: | 2 Bände |
Preis pro Band: | 9,95 € |
Story:
Nachdem er für den Mord an einem Mann zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde, wird der Japaner Sen in eines der sichersten Gefängnisse der USA gebracht – das Under Ground Hotel, was von vielen Insassen „Under Grand Hotel“ genannt wird. Die Sitten sind rau – die Starken „fressen“ die Schwachen. Und da es keinerlei Frauen gibt, müssen sich die Männer anderweitig Abhilfe verschaffen.
Sen, der eigentlich nicht homosexuell ist, bemerkt schnell, dass auf seine Wünsche keine Rücksicht genommen wird. Als der psychisch gestörte Lain ihn beinah tötet, wird er von Sword Fish, dem Shutcall des Gefängnisses (dem Boss unter den Gefangenen) gerettet. Zudem sorgt Sword dafür, dass Sen in seine Zelle zieht, da er ein Auge auf den zierlichen Japaner geworfen hat. Doch so schnell lässt Sen den Amerikaner nicht zum Zuge kommen, gleich wie viel Sicherheit und Schutz Sword bedeutet. Erst als eine Gruppe Männer Sen in einem Lagerraum auflauert und ihn vergewaltigt, begibt er sich freiwillig in Swords Hände. Sens Tage und Nächte werden fortan von Sword bestimmt, auch wenn Sen darauf Wert legt sich nicht gänzlich unterzuordnen. Im Laufe der Zeit erwachen jedoch ganz andere Gefühle in Sen und auch Sword, der Schwule eigentlich nicht ausstehen kann und verheiratet ist, verändert sich immer mehr.
Ihre Gefühle füreinander sorgen jedoch immer wieder für Probleme, so beispielsweise Norman, der zuvor Swords Geliebter war und sich für Sen interessiert. Doch auch als der neue Gefängnisdirektor Travis wird auf sie aufmerksam und spielt ein gefährliches Spiel …
Eigene Meinung:
Mit „Under Grand Hotel“ von Mika Sadahiro wagt sich Tokyopop einmal mehr in die Hardcore Gefilde des Boys Love Bereiches vor. Die Altersfreigabe ist mehr als gerechtfertigt, geht es doch wesentlich häufiger und teilweise auch expliziter und brutaler zur Sache als beispielsweise in Yamane Ayanos „Finder“- Reihe oder „Black Sun“ von Uki Ogasawara. Der Manga dreht sich daher weitestgehend nur um das Eine, wenngleich es durchaus einige interessante Grundideen gibt. Dennoch wirken diese teilweise aufgesetzt, als dienen sie nur dazu Sen und Sword miteinander in die Falle hüpfen zu lassen. Erst im Laufe der Handlung baut Mika Sadahiro einen roten Faden, in Form des Gefängnisdirektors Travis und des Gefangenen Walter, ein. Beide lenken die Geschichte in spannendere, thrillerähnliche Bahnen. So macht es durchaus Spaß den Manga zu lesen, wenngleich die vielen Sexszenen beinah zu viel sind. Letztere sind zumeist weder romantisch, noch dienen sie dazu die Liebe zwischen den beiden Protagonisten zur Schau zu stellen – es ist einfach Sex, ohne viel Kitsch drum herum. Somit sind auch die Dialoge und Gespräche teils sehr deftig, rau und direkt. Zartbesaitete Gemüter sollten sich also wirklich überlegen, ob „Under Grand Hotel“ die richtige Lektüre für sie ist.
Ein weiterer Pluspunkt sind die halbwegs realistischen und interessanten Charaktere, die sind nichts mit den gängigen Boys Love Stereotypen gemein haben. Weder Sword noch Sen rutschen ins Klischee ab, selbst als sie sich ineinander verlieben haftet ihnen sehr viel Realität und Ernsthaftigkeit an. Im Laufe der Handlung erfährt man mehr über die beiden Charaktere, aber auch Nebenfiguren wie Norman, Travis oder Walter werden beleuchtet. Insgesamt passen die Figuren gut zum Manga und wirken nicht zu überspitzt und unrealistisch.
Zeichnerisch ist „Under Grand Hotel“ Geschmackssache. Mika Sadahiro hat einen gewöhnungsbedürftigen Stil, da hin und wieder die Anatomie der Gesichter und der Körper nicht stimmt. Dafür sind die erotischen Szenen sehr detailliert und abwechslungsreich, so dass es in dieser Beziehung nicht langweilig wird. Doch auch Kampfszenen und schwierige Perspektiven bereiten der Mangaka kaum Probleme und können durchaus überzeugen. Hin und wieder schleichen sich zwar Fehler ein oder der Bildaufbau wirkt ein wenig statisch, doch darüber kann man hinwegsehen.
Insgesamt ist „Under Grand Hotel“ ein Muss für alle Hardcore- Boys Love- Fans. Wer harte, realistische Geschichten mag und wen die schmutzigen Sexszenen und sie rauen Dialoge nicht stören, der sollte zugreifen. Mika Sadahiro Zeichnungen sind zwar fernab des üblichen bishonenhaften, filigranen Boys Love- Stils, doch da diese zur Geschichte passen, sind sie ein weiterer Pluspunkt. Fans des Genres, die eher die romantischen und gefühlvollen Geschichten bevorzugen sollten um „Under Grand Hotel“ einen Bogen machen. Er ist nicht umsonst mit „18+“ belabelt und zur Zeit einer der härtesten Boys Love Mangas auf dem deutschen Markt.
© Koriko
Under Grand Hotel: © 2009 Mika Sadahiro, Futabasha Publishing Ltd. and Shusuisha Inc. / Tokyopop