Showprogramm am Sonntag:
Tag 3 des Showprogramms begann am verregneten Sonntag um 10:15 Uhr so wie der zweite geendet hatte: Ongaku no Kara enterten die Bühne und spielten vor noch etwas mager besetztem Publikum unter dem Motto „Akustischer Lagerfeuer-Rock“ nun als Band Akustik-Versionen beliebter Songs. Wie immer wurde die Zusammensetzung der Gruppe dafür ein wenig abgeändert und Yaten, Kim und eine erblondete Remmel waren mit am Start. Aus Rücksicht auf das empfindliche ästhetische Empfinden der Bayern hatten die „Saupreißn“ sich allesamt in Bayerische Landeskluft gezwängt und trugen Dirndl oder Lederhose. Brav! Da ist man auch glatt geneigt den Ongakus die Ankündigung zu verzeihen, dass sie diesmal weder ein Medley noch einen Disney-Song im Gepäck hätten!
Passend zu Kloster-Setting und Gottesdienst-Stunde ging es mit dem kultigen Evangelion-Opening sehr „christlich“ los, ehe das „Saber Rider“-Theme das Publikum in die Zukunft (oder Vergangenheit?!) entführte und „Du wirst unbesiegbar sein“, das zweite deutsche Opening von Dragonball Z, erklang. Weiter ging es mit der dramatischen Japano-Ballade „The end of the world“, ehe ein Song aus „Bubblegum Crisis“ an die alten Softporno-Zeiten von VOX erinnerte, wo auch noch Anime im Nachtprogramm versteckt wurden. Im weiteren Verlauf gab es „Still Alive“ aus Mirror’s Edge und eine Ode an die Geschwisterliebe für beinharte Fans und alle Kinder der 80er Jahre: Das Theme aus dem „He-Man & She-Ra“-Crossover-Film! Auch „I see fire“ aus dem zweiten Hobbit-Film kam gut an, selbst wenn Kim dem Film selbst nicht viel Positives abgewinnen konnte. Die laut Ongaku no Kara „christliche Kinderversion vom Herrn der Ringe“ folgte in Form des Songs „The Call“ aus „Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia“.
Beim nächsten Song hatte die Gruppe ursprünglich Zweifel, ob er sich überhaupt für eine Akustik-Version eignen würde. Dem unermüdlichen Einsatz von Yukiya hatte das Publikum es zu verdanken, trotzdem in den Genuss von „Magia“ zu kommen – das Ending „aus irgendeinem Anime, der etwas mit Magie zu tun hat“, witzelte Kim. Einem echten Klassiker, Ayumi Hamasakis „Dearest“ aus Inuyasha, schloss sich dann eine Parodie an, in der die Ongakus den Todessern aus Harry Potter eine Stimme gaben, um ihren dunklen Lord zu besingen. Bei so viel Elan der Band konnte die Orga dann nicht anders, als der Gruppe publikumswirksam noch Zeit für einen weiteren Song zu geben: Und so begab es sich, dass Ongaku no Kara dann doch nicht drumherum kam, die „neunundzwanzigtausendsiebenhundertfünfundvierzigste Coverversion“ des Mega-Hypes „Let it Go“ aus „Frozen“ anzustimmen. Gänzlich ungeprobt, versteht sich… Dafür hat es sich aber verdammt gut angehört! 😉 Und weil das Publikum mit den verteilten Leucht-„Zauberstäben“ zuvor nicht ordentlich mitgemacht hatte, gab es noch eine Zugabe oben drauf: Der Klassiker „Leb deinen Traum“ aus Digimon entließ die Zuhörer glücklich in den verbleibenden Con-Sonntag!
Ongaku no Kara legten wieder eine mitreißende Spielfreude an den Tag und zeigten tolle Versionen wunderschöner Songs. Bei so viel Liebe zur Musik sieht man auch gerne über den ein oder anderen Hänger wie einen Song-Neustart durch falsch gesetzten Kapodaster, kurz verstimmte Instrumente oder ein paar nicht ganz perfekt getroffene Töne der genialen Sänger hinweg. Ein wunderbares Konzert, das gerne noch mal so lange hätte dauern dürfen. Es wird sicher nicht „der letzte Auftritt auf der Animuc“ gewesen sein, wie Kim mit Blick auf die untypischen kleinen Hänger bei allen Bandmitgliedern selbstironisch prophezeite!
Während sich der Stadtsaal im Anschluss weiter füllte und gespannt auf das Flying Sushi Theatre wartete, machten wir uns auf dem Weg zu Stargast Nao Yazawa. Das Panel der Mangaka sollte um 12:15 Uhr im Säulensaal starten, doch daraus wurde leider nichts: Größere technische Schwierigkeiten sorgten für massive Verzögerungen. Erst nach 13 Uhr konnte es endlich losgehen – eine Panne, die leider auch nicht gut kommuniziert wurde und deshalb vermutlich viel Publikum verprellte. Schade, denn was nun vor kleiner Runde stattfinden sollte, war vermutlich eine der interessantesten Veranstaltungen der gesamten Con!
Nao Yazawa – Panel:
Wer sich trotz der widrigen Umstände zum verspäteten Start des Panels in den Säulensaal verirrte, erlebte die Wedding Peach-Zeichnerin gut gelaunt und sehr auskunftsfreudig. In gutem Englisch – und kaum auf ihre Japanisch-Dolmetscherin angewiesen – stellte sich Yazawa den Fragen der anwesenden Fans und plauderte über das Leben eines Mangaka in Japan.
Jeder Wortmeldung widmete sich die Künstlerin ausführlich und berichtete u.a. über den Werdegang eines aufstrebenden Jung-Künstlers sowie den Sprung vom Hobby-Zeichner zum Profi-Mangaka. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass das Internet heutzutage ein wichtiger Faktor für die Einstiegschancen einer 14-jährigen Amateurin wäre, wie sie selbst einmal eine war. Dennoch nähmen wohl die meisten Karrieren ihren Anfang mit einer Assistenzzeit bei etablierten Größen der Industrie. Weiterhin plauderte Yazawa über die reizvollen Herausforderungen des Zeichen-Prozesses: Storyboards, Settings und Charaktere zu entwickeln und auszubalancieren macht ihr trotz der schwierigen Komplexität dieser Aufgabe demnach besonderen Spaß. Trotzdem legte sie Wert darauf den Fans zu verdeutlichen, welcher personelle und zeitliche Aufwand schon in einem einzigen Kapitel einer Manga-Veröffentlichung steckt. Besonders spannend wurde es danach, als die erfahrene Zeichnerin erstaunlich offen über den redaktionellen Prozess bei der Veröffentlichung in Manga-Magazinen und die Einflussnahme von Verlagsmitarbeitern sprach. Sowohl aus der Zeit von Wedding Peach als auch von ihrem aktuellen Werk „Moon & Blood“ wusste sie dabei einiges zu berichten. Nur so viel: Es kommt nicht von ungefähr, dass man mit der neuesten Geschichte auf den populären Romantik-Vampir-Zug aufgesprungen ist. Und überhaupt sei es ja ein langer Weg, bis man überhaupt erstmal bei einem Verlag mit einer Idee zu einem Manga unterkommt…
Um ihre Erklärungen zu veranschaulichen zeigte die Künstlerin mehrmals mitgebrachte Skizzen oder Auszüge ihrer früheren Werke auf dem Projektor. Auch spontane Zeichnungen und beispielhaftes Gekritzel machten die Ausführungen der erfahrenen Autorin greifbar. Immer wieder im Lauf des Panels fiel übrigens der Name von Mangaka-Legende Osamu Tezuka, der für Yazawa-sensei zweifellos ein großes Vorbild war. Gerne hätten wir der gut aufgelegten Besucherin aus Fernost und ihren interessanten Ausführungen noch länger gelauscht, doch der durcheinander geratene Zeitplan zwang uns leider das Panel vorzeitig zu verlassen und zum großen DCM-Vorentscheid in den Stadtsaal zu eilen!
DCM-Vorentscheid:
Auch 2014 stieg der erste Vorentscheid zur Deutschen Cosplay Meisterschaft auf der Animuc – und das vor absolut vollem Haus! Die Moderation übernahm nach einer „Schonfrist“ im vergangenen Jahr wieder Martin, der vor Energie und Rededrang nur so strotzte und unter anderem um Verstärkung für die DCM warb (außer natürlich im Bereich Moderation, versteht sich!). Aus dem hochkarätigen Teilnehmerfeld, das sich mit kurzen Schauspiel- und Show-Einlagen präsentierte, galt es drei Zweierteams für das Finale auf der Frankfurter Buchmesse zu ermitteln. Wie immer waren die Kostüme schon vorher von der Jury in Ruhe bewertet worden, sodass ein reibungsloser und zügiger Ablauf keine Langeweile zwischen den einzelnen Darbietungen aufkommen ließ. Dass es dabei keinen einzigen männlichen Cosplayer im Teilnehmerfeld zu bestaunen gab, lässt Spielraum für die nächsten Vorentscheide zu!
Im Einzelnen buhlten folgende Paare um die Gunst des Publikums:
Startnummer |
Name |
Charakter und Serie |
1 |
Nicole B. und Lydia Sch. |
Levi und Erwin Smith aus „Attack on Titan“ |
2 |
Romina P. und Amely P. |
Kotori Minami und Umi Sonoda aus „Love Live! School Idol Project“ |
3 |
Sarah B. und Laura B. |
Buttercup und Butch aus „Powerpuff Girls Z“ |
4 |
Inken L. und Natalie B. |
Milla Maxwell und Jude Mathis aus „Tales of Xillia“ |
5 |
Huong L. T. und Jasmin E. |
Mako Mankanshoku und Ryuko Matoi aus „Kill a Kill“ |
6 |
Jana P. und Jana P. |
Koch/Chef weiblich und Koch/Chef männlich aus “Ragnarok Online 2: Legend of the Second“ |
7 |
Julia K. und Isabelle H. |
Juliet fiamatta astro Capulet und Odin aus „Romeo x Juliet“ |
8 |
Larissa P. und Gabi J. |
Reiji Kotobuki und Ranmaru Kurosaki aus „Uta no Prince-sama“ |
9 |
Maria D. und Sharina K. |
Pazu und Sheeta aus „Das Schloss im Himmel“ |
10 |
Anja Sch. und Jenny Sch. |
Souseiseki und Suiseiseki aus „Rozen Maiden“ |
11 |
Julia V. und Lisa R. |
Alice und der verrückte Hutmacher aus „Alice in Wonderland“ |
Back on Stage waren im Anschluss der letzte Showact der diesjährigen Animuc. Die Österreicher brachten ein abwechslungsreiches und überraschend brutales Stück zum Thema „Alice im Wunderland“ auf die Bretter, das vor allem mit mitreißenden Tanznummern zu moderner Musik fesseln konnte. Auch Spannnung und Witz kamen nicht zu kurz, während es darum ging das Wunderland von der Tyrannei der Herzkönigin zu befreien, die unter dem Einfluss des bösen Jokers ihre Untertanen meuchelte. Ein vergnüglicher Abschluss des insgesamt überdurchschnittlichen Bühnenprogramms dieser Con, auch wenn die Show ein Weilchen brauchte um Fahrt aufzunehmen. Das Warten lohnte sich, denn gen Ende ging es rund!
Nun ging es auch schon mit großem Schritten dem Ende entgegen und die Abschlussveranstaltung der diesjährigen Animuc nahm ihren Lauf. Sieger für die diversen Wettbewerbe wurden bekannt gegeben – auch wenn viele Gewinner leider bereits abgereist waren – und u.a. die Sieger-Musikvideos des AMV-Wettbewerbs in den Kategorien „Publikumsliebling“ (ein „Attack on Titan“-AMV zu Nanos „Neophobia“ von Mr. A) und „Jury-Liebling“ (ein „Mirai Nikki“-AMV zu Halestorms „Mz. Hyde“ von „yukikoAMV“) noch einmal vorgeführt. Ein besonderer Dank wurde Ehrengast Nao Yazawa zuteil. Für ihren Einsatz auf der Con und die vielen interessanten Programmpunkte bekam sie von der Orga ausgerechnet ein Helfer-T-Shirt in die Hand gedrückt. Yazawa-sensei, die es sich nicht nehmen ließ ihren Dank an die Fans mit einem kurzen deutschen Satz auszudrücken, freute sich artig und streifte das Hemd nach Verlassen der Bühne prompt über.
Auf besonderes Interesse stieß natürlich die Bekanntgabe der Gewinner des DCM-Vorentscheids. Durchsetzen konnten sich am Ende folgende drei Teams, die sich nun in Frankfurt auf der Buchmesse mit den Vorentscheid-Gewinnern der noch ausstehenden Cons vergleichen dürfen:
Platz 1: Inken L. und Natalie B. als Milla Maxwell und Jude Mathis aus “Tales of Xillia”
Platz 2: Loan T. und Jasmin E. als Mako Mankanshoku und Ryuko Matoi aus “Kill la Kill”
Platz 3: Jana P. und Jana P. als Koch/Chef weiblich und Koch/Chef männlich aus “Ragnarok Online 2: Legend of the Second”
Und das war es dann auch schon wieder; der Abspann rollte im Stadtsaal und so wurde noch ein letztes Mal das eher unterrepräsentierte „Orient“-Thema der diesjährigen Animuc aufgegriffen!
Fazit:
Drei Tage volle Con-Power vor teils ausverkauftem Haus – und das endlich auch mal bei, über weite Strecken, gutem Wetter! Die Animuc war wieder ein gelungener Einstand in die Saison und punktete mit einer tollen, freundlichen Atmosphäre dank der vielen gut gelaunten Besucher. Klar dass man gut drauf ist, wenn man sein Cosplay dank Sonnenschein auch endlich einmal auf dem wunderschönen Klostergelände in Fürstenfeldbruck so richtig zur Geltung bringen und ausgiebig fotografieren lassen kann.
Auch im „dunklen Kämmerlein“ ging es hochklassig zu, denn das Showprogramm konnte sich in diesem Jahr wahrlich sehen lassen. Im Vergleich zu den katastrophalen Verhältnissen 2013 machte auch die Technik diesmal eine bessere Figur. Wenn es mal hakte, dann aber leider so richtig, wie die Verzögerungen bei TnS und vor allem dem auskunftsfreudigen japanischen Ehrengast Nao Yazawa schmerzlich zeigten. Das alles tat der Freude am Programm jedoch keinen Abbruch. Unterm Strich hatten alle Künstler und Besucher der Con sichtlich Spaß – und darauf kommt es doch letzten Endes auch an, nicht wahr?
Im nächsten Jahr findet die nunmehr siebte Animuc bereits etwas früher statt – wieder an drei Tagen, vom 10. bis 12. April 2015.