Der Selbstmordclub
Name: | Der Selbstmordclub |
Englischer Name: | Suicide Circle |
Originaltitel: | Jisatsu Sakuru |
Herausgebracht: | Japan: Wantsû Magazinesha 2002 Deutschland: Schreiber und Leser 2006 |
Mangaka: | Usamaru Furuya |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 12,95 € |
„Der Selbstmordclub“ erschien 2006 im Schreiber und Leser Verlag und ist eine der wenigen Mangaveröffentlichungen des Verlages. Der Verlag veröffentlichte bereits Manga wie „Crying Freeman“ oder „Blua“, nun erschien ein weiterer Einzelband, dieses mal von Usamaru Furuya. Der Mangaka ist für seine unglaublich vielseitigen Arbeiten bekannt, die sich von Humor bis Weltuntergang erstrecken können, ebenso zeichnet er sowohl für große, als auch für kleine Underground- Verlage. „Der Selbstmordclub“ erschien 2002 und ist eines seiner düsteren Werke.
Story
31. Mai 2001. 54 Mädchen stellen sich nebeneinander am Bahnsteig auf. An den Händen haltend zählen sie bis drei und als schließlich ein Zug einfährt springen sie alle gemeinsam und werfen sich auf die Gleise. Dieses Ereignis lässt nicht nur geschockte und fassungslose Zeugen zurück, sondern auch ein 18- jähriges Mädchen, welches das grausame Unglück wie durch ein Wunder fast unversehrt überlebt. Ihr Name ist Saya und sofort geht die Nachricht ihres Überlebens durch die Medien.
Der Massenselbstmord jedoch bleibt ungeklärt und als das neue Schuljahr beginnt, ist Saya sofort das Gesprächsthema Nummer eins. Ihre beste Freundin Kyoko ist sowohl geschockt als auch verunsichert. Sie spürt eine Veränderung in ihrer besten Freundin, die sie sich nicht erklären kann. Nahezu täglich wechselt die Persönlichkeit des Mädchens in eine andere Richtung und Kyoko beschließt dem Rätsel auf den Grund zu gehen, um zu verstehen, was diese Änderung in Saya hervorruft.
Sie stößt hierbei auf einen Club, dem Saya vor dem Unglück beitrat und einem Mädchen namens Mitsuko, die den Club leitete. Seither ging es Saya besser, sie wirkte glücklich und zufrieden, geriet jedoch in einen Kreislauf aus Schmerz und Prostitution, aus dem sie sich selbst nicht befreien konnte. Während Kyoko einen Freund fand und sich um sich selbst kümmerte, ließ sie ihre Freundin zurück, die sich in Mitsukos Club flüchtete und dort Seelenverwandte fand.
Kyoko trifft in ihren Nachforschungen auf einen Lehrer, der mehr zu wissen scheint, und nach einigem Zögern entscheidet sie sich seinen Ausführungen zu Mitsuko und Saya zuzuhören und trifft sich mit ihm kurz nach Mitternacht in seiner Wohnung. Was Kyoko dort erfährt ändert schlagartig ihre gesamte Sicht und sie muss feststellen, dass es weit mehr mit dem unbekannten Club auf sich hat, als es den Anschein macht.
Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Saya beginnt Schüler um sich zu scharen und sich sogar „Mitsuko“ nennt. Doch was ist genau das Geheimnis „Mitsukos“ und was genau hat es mit dem Club auf sich, den mehr Mysteriöses umgibt als es auf den Betrachter wirkt…
Eigene Meinung
„Der Selbstmordclub“ ist ein kleines Meisterwerk in sich. Die Geschichte ist fesselnd, sehr gut durchdacht und lässt einen kaum eine Möglichkeit das Buch aus den Händen zu legen. Zu Beginn ist Saya noch erzählend und berichtend, im Laufe der Geschichte wird sie aber mehr aus Kyokos Sicht erzählt. Man erfährt durch sie von der Kindheit der beiden Mädchen, ihrem engen Verbund und ihrer Freundschaft. Die Story ist durch eingeschobene Erinnerungen immer wieder unterbrochen, die jedoch vieles erklären und gerade Sayas Absturz genau beschreiben. Kyoko, die ihr helfen will wird überzeugend und plausibel dargestellt, ebenso alle anderen Charaktere, die fesselnd in Szene gesetzt sind.
Die Zeichnungen sind realistisch, nicht unbedingt typisch Manga und recht einfach und klar gehalten. Rasterfolie wird nur spärlich eingesetzt, dennoch wirken die Zeichnungen nicht düster oder dunkel, was eigentlich der Fall sein sollte, sondern klar und hell. Dennoch passen sie gut zu der Geschichte und haben in sich eine unheimliche Ausstrahlung und Atmosphäre. Trotz des Gegensatzes von Geschichte und Zeichnungen ziehen sich diese beiden Dinge geradezu magisch an und verbinden sich zu einem einzigartigen Werk.
Usamaru Furuya verzichtet weitestgehend auf Hintergründe, konzentriert sich vollkommen auf die Mimiken und Gestiken der Charaktere und auf die Dialoge. Wenn Hintergründe vorhanden sind, so sind sie detailliert, genau und sehr schön ausgearbeitet. Für den Leser entsteht eine faszinierende Symbiose zwischen Text und Bild.
Der Manga als solcher ist definitiv älterem Publikum zu empfehlen. Die Geschichte ist komplex und teilweise brutal genau erzählt, berichtet über den Massenselbstmord von Oberschülerinnen in Japan und ist teilweise mit Horror und Mystik gewürzt. Keine leichte Kost, man sollte sich mit dem Lesen Zeit lassen und auch die Bilder auf sich wirken lassen, die mehr sagen können als viele aufwendige Mangabilder anderer Künstler. Weniger ist manchmal mehr kann man zu den Zeichnungen sagen, bei der Geschichte kann man Parallelen zu „Dragon Head“ oder „Redrum 327“ finden, die in eine ähnliche Richtung gehen.
Wer weg vom Shojo und dem üblichen Einheitsbrei an Manga will wird unterdessen in Deutschland immer mehr fündig. „Der Selbstmordclub“ ist in dieser Richtung eine mehr als lohnende Anschaffung und jeden Cent wert.
© Koriko
Der Selbstmordclub: ©2002 Furuya Usamaru, Wantsû Magazinesha / Schreiber und Leser