Japanisch Crashkurs
Name: | Japanisch Crashkurs |
Englischer Name: | – |
Originaltitel: | Japonés para Gente Manga |
Herausgebracht: | Spanien: Norma Editorial 2005 Deutschland: Tokyopop 2009 |
Autor: | María Ferrer & David Ramírez |
Bände: | 4 Bände |
Preis pro Band: | 6,50 € |
Inhalt & Eigene Meinung
Mit dem „Japanisch Crashkurs“ der beiden spanischen Autoren María Ferrer und David Ramírez bringt Tokyopop ein vierbändiges Sprachlehrbuch im handlichen Manga-Format auf den deutschen Markt.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Lehrbüchern soll diese Reihe Leser speziell auf die Lektüre von Manga und einschlägigen Seiten im Internet vorbereiten. Darum erfolgen die aufgeführten Beispiele in Form von Kurzmanga, für die eigens Charaktere und eine kleine Story entworfen wurden.
Da es abgesehen von den Überschriften („Dialoge im Manga“, „Ausdrucksweise im Manga“) keine auffälligen Unterkapitelabgrenzungen gibt, bilden die Nummer der zur Anschauung dienenden 4-Panel-Strips die Abgrenzung der Lerneinheiten. Der Aufbau der einzelnen Lerneinheiten ist stets gleich. Auf der linken Hälfte einer Doppelseite wird ein grammatisches Thema erklärt, während die rechte Seite der Leseübung dient. Passenderweise taucht die neue Grammatik in dem kleinen Dialog ganz rechts auf. Neben dem 4-Panel-Strip gibt es jeweils eine Liste mit neuen Vokabeln sowie eine klassische Beispielübersetzung für die Text-Repliken im Mini-Manga.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder einen doppelseitigen Exkurs, z.B. über verschiedene Drucktypen im Japanischen, größere Grammatikthemen oder über bereits gelernte Regeln zu Wiederholungszwecken.
Prinzipiell ist das Konzept der Reihe durchdacht gestaltet. Das Problem liegt aber daran, dass die Bände von Leuten geschrieben wurden, die bereits Japanisch können und keine Pädagogen sind. Das merkt man in der Reihenfolge der Grammatikthemen, die nicht immer nachvollziehbar ist. Offenbar war man sich nicht ganz einig, ob man den Sprachkurs nun rein auf die Textlektüre oder doch auch auf die verbale Kommunikation auslegen wollte. Nur so lässt sich erklären, dass beispielsweise Begrüßungs- und Verabschiedungsformeln erst im zweiten Band des Kurses zur Sprache kommen. Aber auch Themen wie Verbkonjugation, Demonstrativpronomen oder die wichtigsten Partikel tauchen erst in der zweiten Hälfte bzw. in der Mitte des ersten Bandes auf. In der ersten Lerneinheit wird dafür erst einmal u.a. das Stottern von Charakteren in Manga thematisiert.
Der Einstieg in den ersten Band erfolgt mit drei Seiten Fließtext unter der Verwendung einiger (das Auswahlsystem nicht durchblicken lassender) Fachbegriffe der japanischen Grammatik, die alle völligen Neueinsteiger erst einmal erschlagen dürfte.
Von Anfang an werden in den Texten schwierige Kanji (chinesische Schriftzeichen) verwendet. Dies wird zwar mit pädagogischen Argumenten geklärt, zudem stehen die Kanji in den Vokabellisten – trotzdem wäre es sinnvoll gewesen, diese Zeichen zumindest einen halben Zentimeter groß abzudrucken, um eine Chance zu haben, alle Striche erkennen zu können. Abgesehen davon macht ein einfaches Kanji ohne Umschrift in der Vokabelliste wenig Sinn, da es kaum eines dieser Zeichen gibt, dass sich nur auf eine Art und Weise lesen lässt.
Die beiden einfachen Silbenschriften – Hiragana und Katakana – stehen dagegen heimlich und einsam kurz vor dem Ende des ersten Bandes in Tabellenform, ohne dass am Anfang ein Hinweis darauf gegeben wird. Dabei wäre es eigentlich sinnvoll, zuerst diese Schriften zu beherrschen, um überhaupt etwas bewusst auf Japanisch lesen zu können. Zwar stehen in den meisten Grammatikerklärungen die Romaji-Transkriptionen (in lateinischen Buchstaben) dabei – nicht aber in den Vokabellisten. Diese beiden Umstände machen das Lernen der Vokabeln, wie es von den Autoren vorgesehen war, ziemlich wenig praktikabel.
Das Manga-Taschenbuch-Format der Reihe passt zwar in jedes Manga-Bücherregal, verhindert aber auch eine größere Schrift und größere Grammatikkästen.
Insgesamt ist der „Japanisch Crashkurs“ voller interessanter Ideen, aber leider auch voller Schönheitsfehler, die die Lektüre für einen absoluten Neueinsteiger in der Manga-Welt und einen Anfänger in der japanischen Sprache uninteressant machen. Die Bezeichnung „Crashkurs“ verdient die Reihe nicht. Der spanische Originaltitel „Japonés para Gente“ (dt. etwa: „Japanisch für Jedermann“) wäre in bloßer Übersetzung passender, wenn auch nicht hundertprozentig zutreffend gewesen.
Fortgeschrittene Japanisch-Lerner, die noch dazu Manga-Fans sind, können diese Reihe angemessener zu würdigen wissen, indem sie sie zu Wiederholungszwecken und zum Ausbau des Kanji-Wortschatzes heranziehen. Für die dürfte nämlich auch die Bibliografie im Anhang interessant sein.
© Rockita
Japanisch Crashkurs: © 2005 María Ferrer & David Ramírez Norma Editorial / Tokyopop