Byakuya Zoushi – Weiße Nacht
Name: | Byakuya Zoushi – Weiße Nacht |
Englischer Name: | Tales of a Midnight Sun |
Originaltitel: | Byakuyazoushi |
Herausgebracht: | Japan: Enterbrain 2006 Deutschland: EMA 2008 |
Mangaka: | Tooko Miyagi |
Bände: | Einzelband |
Preis pro Band: | 6,50 € |
Story
„Byakuya Zôshi“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die alle etwas mit übernatürlichen Phänomenen zu tun haben.
In der Geschichte „Opfer“ geht es um den jungen Sho. Nachdem er die Oberschule abgebrochen hat, weiß er nichts mit seinem Leben anzufangen und flüchtet erst einmal zu seiner Großmutter in die Berge, wo er ziellos mit dem Fahrrad durch die Gegend fährt. Eines Tages begegnet ihm dabei ein etwa gleichaltriges Mädchen mit langen, hellen Haaren. Laut seiner Großmutter soll es aber in der ganzen Gegend keine jungen Leute mehr geben.
Das Mädchen soll nach dem Aberglauben der alten Leute eine Teufelin sein, eins der Mädchen, das nach seinem Tod von einem Dämon geraubt wurde und durch dessen dunkle Magie wieder zum Leben erweckt wurde. Sho jedoch schenkt den Geschichten und den Warnungen der alten Leute keinen Glauben. Bei einem seiner Ausflüge kommt er aus heiterem Himmel vom Weg ab und fällt einen Abhang hinunter, wobei er sich verletzt. Während sich der junge Mann noch überlegt, was jetzt zu tun ist, taucht das geheimnisvolle Mädchen wieder auf und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, einem einsamen Haus inmitten der Berge, wo sie ihm helfen möchte.
Beim Gespräch kommt das Thema der verschwundenen weiblichen Leichname auf. Das Mädchen erklärt mit unerschütterlicher Sicherheit, dass der Dämon die Leichen wegen ihrer Schönheit raubte, um aus den Körperteilen eine Puppe zu formen… Es kommt heraus, dass aber nicht nur weibliche, sondern auch männliche Leichen auf seltsame Art und Weise aus dem selben Grund verschwanden. Auch der Bruder des Mädchens war davon betroffen. Sein Leichnam wurde geschändet, indem ihm beide Beine genommen wurden. Um die Gliedmaßen ihres Bruder zurück zu holen, legte seine Schwester ihr Mensch-sein ab. Auf der Suche nach dem Dämon und den Beinen ihres Bruders verbrachte sie Jahre in Abgeschiedenheit, während die vom Teufel geschaffene Puppe unter den Menschen lebte und aufwuchs. Mit Sho glaubt sie nun ebendiese Person endlich gefunden zu haben. Er soll seine Beine für ihren Bruder opfern, der bereits ungeduldig darauf wartet…
Stunden später erwacht Sho wieder am Fuß des Abhangs, von dem er mit dem Fahrrad abstürzte. Im Glauben, alles nur geträumt zu haben, aber auch mit merkwürdig starken Erinnerungen an seine Erlebnisse, kehrt er zum Haus seiner Großmutter zurück.
Doch woher kommt dieses eine besonders lange Haar?
Eigene Meinung
„Byakuya Zôshi“ umfasst mehrere mysteriöse Geschichten, die stets etwas mit Geistern und Erscheinungen zu tun haben. Der Gruselfaktor und bei der ein oder anderen Geschichte auch der Plot dürfte in etwa an die beliebte Fernseh-Serie „X-Faktor – Das Unfassbare“ heran kommen. Gerade bei den Kurzgeschichten „Opfer“ und „Beisetzung“ fehlt eigentlich nur noch Jonathan Frakes, der am Ende seine berühmte Frage „Wahr oder gelogen?“ stellt. Richtig schaurig sind die Stories allerdings nicht, weswegen sie auch ruhigen Gewissens von Shojo-Fans gelesen werden können. Anhänger dieses Genres kommen ohnehin gleich doppelt auf ihre Kosten: durch den Shojo-ähnlichen Zeichenstil und eine etwas längere Bonus-Story. Da es sich um Kurzgeschichten handelt, sind die Handlungen nicht tiefer gehend und haben häufig einen offenen Schluss, was aber nicht weiter stört.
Etwas auffällig ist dagegen die deutsche Übersetzung. Mehrere ziemlich umgangssprachliche Wörter und Wendungen wie „aufgeratscht“ oder ähnliche fallen ins Auge und passen nicht immer in den Kontext. Dafür wurden die japanischen Höflichkeitssuffixe an den sinnvollen Stellen beibehalten, wie zum Beispiel unter Gleichaltrigen. In diesen Fällen ist eine gleichwertige Übersetzung nicht möglich. Schade ist, dass die hübschen Farbbilder aus dem Original nicht übernommen wurden, sodass sich der deutsche Leser mit dem Cover begnügen muss. Trotzdem ist der Band lesenswert.
© Rockita
Byakuya Zôshi: © 2006 Tooko Miyagi, Enterbrain/EMA